Eröffnungsansprache : Dr. Dore Gold, Präsident des Jerusalem Center for
Public Affairs, ehemaliger israelischer Botschafter bei den Vereinten Nationen
und ehemaliger Generaldirektor des israelischen Außenministeriums, an der von UN
Watch organisierten Demonstration gegen die einseitige Verurteilung Israels
durch den Menschenrechtsrat der Vereinten NationenGenf, Montag, 18. März 2019
"Was hier im UN-Menschenrechtsrat geschieht, ist nicht neu.
Tatsächlich gibt es ein tiefgründiges und anhaltendes Problem mit den
UN-Gremien, von New York bis Genf, wenn es darum geht, Vorwürfe zu erheben, wonach Israel das
Völkerrecht verletze. Als ich 1997 zum israelischen Botschafter bei den
Vereinten Nationen ernannt worden war, erlebte ich diese Verhaltensmuster vom
ersten Tag an, sobald ich das blaugrüne Gebäude an der First Avenue betrat.
Ich wurde damit konfrontiert, dass die sogenannten Hohen
Vertragsparteien der Vierten Genfer Konvention - das sind ihre Unterzeichner –
einberufen wurden, um Maßnahmen gegen Israel wegen angeblicher Verstösse gegen
die nach dem Zweiten Weltkrieg verabschiedete Konvention, welche Zivilisten in
Kriegszeiten schützen soll, zu ergreifen. Israel war ein Unterzeichner.
Die erste Frage, die ich für notwendig hielt, war: Wann
wurden die Unterzeichner zuvor einberufen?
Wurden sie einberufen, als die Sowjetunion in Afghanistan
einmarschierte? Nein.
Was ist mit dem Zeitpunkt, als der Irak in den Iran
einmarschierte? Nein.
Türkei in Zypern? Wiederum nein.
Vielleicht Libyen in den Tschad? Auf keinen Fall.
Tatsächlich war dieses Gremium der Hohen Vertragsparteien
in wiederholten Fällen von massgeblicher Aggression noch nie zuvor einberufen
worden. Aber jetzt erwog die UN-Generalversammlung, die Hohen Vertragsparteien
allein für den Fall Israels einzuberufen, wegen der Gebiete, die das Land
dreissig Jahre zuvor im Sechstagekrieg 1967 eingenommen hatte.
Darüber hinaus fiel die Fokussierung der UN auf den
einzigartigen Fall Israel auf. 1967 hatten so-wohl der Sicherheitsrat als auch
die Generalversammlung das sowjetische Anliegen abgelehnt, Israel im
Sechstagekrieg als Aggressor zu brandmarken. Es war damals klar, dass Israel
das Westjordanland und den Gazastreifen in einem Selbstverteidigungskrieg
erobert hatte, nachdem die Nachbarländer, von Ägypten bis Irak, ihre Armeen
entlang seiner Grenzen versammelt hatten.
Aber diese grundlegende Tatsache hinderte die UN 1997 nicht daran,
Israel so zu behandeln, als wäre es der schlimmste internationale Verbrecher.
Diese voreingenommene Behandlung Israels setzte sich in
den folgenden Jahren fort. Nachdem Israel in den 90er Jahren die Osloer
Abkommen mit der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) umgesetzt und
seine Militärregierung aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen
zurückgezogen hatte, sah es sich einer Welle eskalierender Terroranschläge
gegenüber, die von genau den Städten ausgegangen waren, aus denen es sich
zurückgezogen hatte. Diese Terroranschläge richteten sich speziell gegen
unschuldige Zivilisten und nicht gegen militärische Ziele. Im Herzen von Tel
Aviv, Jerusalem und anderen Ballungszentren explodierten Stadtbusse.
Im März 2002 sprengte sich ein Selbstmordattentäter bei
einem Pessach-Seder in Netanya selbst in die Luft. Israel musste endlich
handeln, um die Bombenanschläge entschlossen zum Stillstand zu bringen, auch
wenn dies bedeutete, in die Städte im Westjordanland zurückzukehren, die zu
Sprungbrettern für diese Angriffe geworden waren.
Westliche Militärs hatten ausgefeilte Doktrinen, um diese
Art von urbaner Kriegsführung niederzuschlagen. Ihre militärischen Handbücher
sprachen über die Nutzung von Luftmacht, Artillerie und sogar Flammenwerfern,
um die städtische Guerilla auszuschalten. Es gab Staaten, die mit Hilfe von
Teppichbomben ganze Bereiche abdeckten. In Tschetschenien haben die Russen
solche Taktiken angewandt. Und wir sahen sie in Syrien wieder.
Aber Israel weigerte sich, das zu nutzen, was vielleicht bei
anderen üblich war. In der Stadt Jenin
im Westjordanland, die von den Palästinensern selbst als "Hauptstadt der
Selbstmordattentäter" bezeichnet wird, beschloss Israel, seine
Bodentruppen im Haus-zu-Haus-Kampf einzusetzen. Es folgte ein heftiger Kampf.
Saeb Erekat, der palästinensische Sprecher, verbreitete die falsche Behauptung,
dass israelische Streitkräfte in Jenin an einem "Massaker" beteiligt
waren.
Israel hatte Reserveeinheiten geschickt, so dass viele
der auf der israelischen Seite in Jenin getöteten Soldaten Väter und Ehemänner
waren.
Und wie hat die UNO geantwortet? Die Sprecher von
UN-Sonderorganisationen behaupteten in den internationalen Medien, dass
"Israel in diesem Konflikt alle moralischen Grundlagen verloren habe"
- eine Schlussfolgerung des verstorbenen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, welche
dieser später zurückziehen musste. Die UN gab schließlich zu, dass die Zahl der
Todesopfer weitaus geringer war, als sie ursprünglich behauptet hatte. Aber ein
Muster der unbegründeten Anschuldigungen, gefolgt von verspäteten Widerrufen, war
festgelegt worden. Was hat die UN den Witwen und Waisen der in Jenin getöteten
Soldaten zu sagen, welche dorthin zogen, um die Palästinenser zu schützen? Wissen
Sie, es war die UN, die in Jenin die moralische Überlegenheit verloren hat.
Damit kommen wir zum UN-Menschenrechtsrat von 2009, der auf
einer langen Geschichte der anti-israelischen Verzerrung beruht. Dies wurde
erneut deutlich, nachdem Israel 2006 sich einseitig aus dem Gazastreifen
zurückgezogen hatte. Damals hoffte man, dass ein israelischer Rückzug aus dem
umkämpften Gebiet die feindliche Absicht der palästinensischen Terror-organisationen
wie der Hamas und des islamischen Dschihad, welche in den letzten Jahren
Raketen in israelische Städte geschossen hatten, verringern würde. Aber genau
das Gegenteil geschah. Die Anzahl der nach israelischen Städte abgefeuerten
Raketen stieg in dem Jahr, in dem Israel sich zurückzog, von 179 auf 946 an - eine
Steigerung um 500 Prozent. Wieder war Israel gezwungen, im Sinne seiner eigenen
Selbstverteidigung zu handeln, als es in Gaza einmarschierte.
Hier in Genf setzte der Menschenrechtsrat eine
Erkundungsmission unter Leitung des Südafrikaners Richard Goldstone ein, um die
israelischen Militäroperationen im Gazastreifen zu untersuchen. Das Ergebnis
war ein etwa 500 Seiten umfassender Bericht, der die bösartigste Anklage mit
dem Siegel der UN gegen den Staat Israel enthielt, seit der Resolution
"Zionismus ist Rassismus" von 1975. Die empörendste Anklage war, dass
Israel absichtlich – ich wiederhole absichtlich - Zivilisten in Gaza getötet
hatte. Ich war zu dieser Zeit nicht mehr in der Regierung, aber als ich von
einer amerikanischen Universität eingeladen wurde, mit Goldstone zu
debattieren, lieferten mir die höchsten Ebenen der israelischen Streitkräfte
alles Material, das ich brauchte, um zu zeigen, wie unbegründet die
Kernschlussfolgerungen im berühmten Goldstone-Bericht waren.
Wie könnte Israel eine Politik der absichtlichen Tötung
von Zivilisten betreiben, wenn es genau die entgegengesetzte Politik des
Schutzes von Zivilisten umsetzte, indem es wiederholt in arabischer Sprache
Warnungen an Zivilisten richtete, dass Israel im Begriff sei, unmittelbar
bevorstehende Maßnahmen zu ergreifen?
Neben Flugblättern rief eine arabisch sprechende
IDF-Einheit in Häusern an, von denen bekannt war, dass Hamas-Raketen gelagert
worden waren; israelische Drohnen überwachten, ob das Ziel evakuiert worden
war. Wenn nicht, wurde eine spezielle nicht-tödliche Munition fallen gelassen,
die als "Klopfen auf das Dach" bezeichnet wurde, um die Insassen
davon zu überzeugen, dass dies ernst gemeint war - und erst dann wurde das Ziel
zerstört.
Wer sonst macht so etwas? Nennen Sie mir ein anderes
UN-Mitglied. Der Menschenrechtsrat sollte sich schämen, Israel zu beschuldigen.
Im Bericht wurde dies nie wirklich angesprochen.
Goldstone widerrief daraufhin seine unerhörte Anschuldigung
in einer Stellungnahme in der Washington Post. Aber der Schaden war
bereits angerichtet. Der UN-Menschenrechtsrat hatte bereits dafür gestimmt, die
Schlussfolgerungen des Goldstone-Berichts zu unterstützen, obwohl seine
Resolution, in typischer UN-Manier, nur Israel verurteilte und nicht einmal die
Hamas erwähnte. Musa Abu Marzuq, der Führer der Hamas, sagte, dass die Hamas
von der UN freigesprochen worden sei. Gemäss der Terrororganisation hatte die
UN ihnen grünes Licht gegeben, um ihre Raketenangriffe auf Israel fortzusetzen.
Es gibt eine direkte Verbindung der UN-Aktionen von damals und dem Zünden einer
iranischen Fajr-Rakete gegen Tel Aviv durch die Hamas letzte Woche.
Letztendlich wurde die Position Israels jedoch nicht von
der UN, sondern von den USA verteidigt, durch den Vorsitzenden der Joint Chiefs
of Staff, General Martin Dempsey. Er widersprach 2014 dem Eindruck, den die UN
hinterlassen hatte, mit den Worten: "Ich denke tatsächlich, dass Israel
außerordentliche Anstrengungen unternommen hat, um Kollateralschäden und zivile
Opfer zu begrenzen."
Bereits 2006 war die ältere UN-Menschenrechtskommission
durch den UN-Menschenrechtsrat er-setzt worden, auch weil die Kommission eine
so offenkundig verfälschte Bilanz über Israel hatte. Aber von Anfang an stellte
sich heraus, dass der Menschenrechtsrat ein mangelhaftes UN-Organ war. Gegen Ende des Jahres konnte der
ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, der verstorbene Kofi Annan,
bereits schlussfolgern: "Seit Beginn ihrer Arbeit haben sie sich fast
ausschließlich auf Israel konzentriert, und es gibt andere Krisensituationen,
wie den Sudan, wo sie kein Wort sagen konnten."
Jetzt will sich die UN mit den palästinensischen
Protesten am Gaza-Zaun befassen. Wie kann man die UN ernst nehmen, wenn sie
gezeigt hat, dass ihre Berichte in Bezug auf Israel stark politisiert und
ernsthaft fehlerhaft sind? Schützt jemand die Menschenrechte der israelischen Bauern, deren Felder
regelmäßig mit Brandwaffen der Hamas in Brand gesetzt werden?
Im Norden, während ich hier spreche, hat die Hisbollah
200 schiitische Dörfer im Südlibanon militarisiert und zu menschlichen Schutzschildern
verwandelt, um ihre iranischen Versorgungs-raketen zu schützen. Und wenn die
Hisbollah Angriffstunnel in israelisches Gebiet baut, wo ist dann UNIFIL
(Bemerkung: United Nations Interim Force in Lebanon)? Lassen Sie mich klar-stellen,
dass immer wieder gezeigt wurde, dass nur Israel sich selber verteidigen wird.
Israel strebt nicht nach der Unterstützung internationaler
Kräfte, um sich zu schützen. Aber das Land erwartet von der internationalen
Gemeinschaft eines: die Wahrheit.
Das ist es, was Israel heute verlangt. Aber wenn es sich
um die UN handelt, ist die Wahrheit äußerst schwer zu bekommen.
Danke."
Videoaufnahme der
Rede und Originaltext: https://www.unwatch.org/former-israeli-ambassador-to-un-dr-dore-gold-speaks-at-un-watch-rally-against-anti-israeli-bias/
Weitere
Informationen zu der Veranstaltung und den weiteren Rednern: https://www.unwatch.org/rally/
Oder
https://www.unwatch.org/tag/enditem7/