"In Basel habe ich den Judenstaat gegründet“ - 120 Jahre nach dem ersten Zionisten Kongress

S.E. J. Keidars Gedanken zum 120-jährigen Jubiläum

  •   "In Basel habe ich den Judenstaat gegründet“ - 120 Jahre nach dem ersten Zionisten Kongress
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    Gemäss einem bekannten jüdischen Sprichwort gab es nach der Zerstörung des Zweiten Tempels in Jerusalem keine Propheten mehr.
    Vielleicht war Benjamin-Zeev Herzl oder Theodor Herzl, wie die meisten ihn kennen, kein Prophet im biblischen Sinn. Aber lesen Sie bitte, was er über den ersten Zionisten Kongress in Basel vor 120 Jahren gesagt hat und entscheiden Sie selbst: "Wenn ich den Baseler Kongress in einem Wort zusammenfassen müsste... es wäre das: In Basel habe ich den Judenstaat gegründet... Wenn ich das heute laut sagte, würde mir ein universelles Gelächter antworten. (...) In fünf Jahren vielleicht und sicher in 50 Jahren wird es jeder einsehen.“
    Fünfzig Jahre und drei Monate später, am 29. November 1947, verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, in der sie die Errichtung eines jüdischen Staates in Israel forderten:
    In einem der ersten Absätze der israelischen Unabhängigkeitserklärung vom 14/5/1948 steht: "Im Jahre 1897 trat der erste Zionistenkongress zusammen. Er folgte dem Rufe Dr. Theodor Herzls, dem Seher des jüdischen Staates, und verkündete das Recht des jüdischen Volkes auf nationale Erneuerung in seinem Lande.“
    Das ist das Wesen des Zionismus, die Selbstbestimmung des jüdischen Volkes, in seinem Heimatland zu leben. In Herzls Worten: „Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren. Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwengliche Patrioten, vergebens bringen wir dieselben Opfer an Gut und Blut wie unsere Mitbürger, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja auch schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrien; oft von solchen, deren Geschlechter noch nicht im Lande waren, als unsere Väter da schon seufzten... Durch Druck und Verfolgung sind wir nicht zu vertilgen. Kein Volk der Geschichte hat solche Kämpfe und Leiden ausgehalten wie wir.“
    Es ist erwähnenswert, dass Herzl diese Zeilen vierzig Jahre vor dem Holocaust schrieb. Aus diesem Grund sagte er: „Die Juden, die wollen, werden ihren Staat haben. Wir sollen endlich als freie Männer auf unserer eigenen Scholle leben..."
     
    Nach einigen Tagen lebhafter Debatte, wurde das Basler-Programm verabschiedet, das die Gründung des jüdischen Staates im Land der Vorfahren forderte. Auch die Nationalhymne - HATIKVA wurde in Basel beschlossen. Dazu eine interessante historische Randnotiz, die Basler Regierung reagierte äusserst positiv auf Herzls Vorschlag, den Kongress dort einzuberufen und hiess die Teilnehmer des ersten Zionisten Kongresses in ihrer wunderschönen Heimatstadt willkommen.
     
    120 Jahre später ist Israel ein dynamischer und starker Staat, der viele Ähnlichkeiten mit der Schweiz hat – Flächenmässig ein kleines Land, etwa die Hälfte der Größe der Schweiz, allerdings mit einer ähnlichen Einwohnernzahl, ein modernes und demokratisches Land, das wie die Schweiz über keine natürlichen Bodenschätze verfügt und auf die harte Arbeit und die Talente seiner Bürger angewiesen ist.
    Die Vision des ersten Zionisten Kongresses hat sich erfüllt. Die Juden sind in Massen nach Israel zurückgekehrt. Sie haben die Wüste zum Blühen gebracht, die hebräische Sprache wiederbelebt, Dörfer und Städte erbaut und eine blühende Gemeinschaft geschaffen, die ihre eigene Wirtschaft und Kultur kontrolliert, den Frieden liebt, aber sich zu verteidigen weiss. Israel inspiriert viele Länder dank seiner innovativen Ideen in Hi-Tech, Landwirtschaft, Gesundheit und Medizin sowie anderen Bereichen der Wissenschaft und Technologie.
    In der kollektiven Erinnerung Israels bleibt Basel für immer der Ort, an dem vor 120 Jahren die Wiedergeburt der Eigenstaatlichkeit vorgestellt wurde, wo man begann, den Traum in die Wirklichkeit umzusetzen.
    Botschafter Jacob Keidar
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