Ministerpräsident Benjamin Netanyahu hat am Sonntag in Paris am Trauermarsch für die Opfer der dortigen Anschläge teilgenommen.
Nach dem Marsch erklärte er:
„Ich bin jetzt mit den politischen Führern der Welt in einer Reihe gegangen, um zu zeigen, dass wir uns gegen den Terror vereinen. Ich habe ihnen gesagt, dass Terrorismus, jeder Terrorismus, bis zum Ende bekämpft werden muss. Ich möchte mich bei unseren Sicherheitsleute und den französischen Sicherheitsdiensten dafür bedanken, dass sie es uns ermöglicht haben, trotz unvorhersehbarer Schwierigkeiten an dieser wichtigen Demonstration teilzunehmen und die Bürger des Staates Israel zu vertreten.“
(Amt des Ministerpräsidenten, 11.01.15)
Nach dem Anschlag auf den koscheren Supermarkt in Paris
Ministerpräsident Benjamin
Netanyahu hat in der Nacht zum Samstag mit dem französischen Präsidenten
François Hollande gesprochen, der ihn über den Tod vierer Geiseln und die
Rettung weiterer 15 Geiseln bei dem Anschlag auf einen koscheren Supermarkt in
Paris informierte.
Zu Beginn des Gespräches versicherte der Ministerpräsident Präsident Hollande:
„Das ganze Volk Israel steht an Ihrer Seite. Unsere Herzen sind bei den
Familien der Opfer. Israel bietet jede Unterstützung an, die Frankreich
benötigt.“
Netanyahu bat Hollande, die
jüdischen Institutionen in Frankreich auch nach der Rückkehr zur Routine
weiterhin besonders zu beschützen. Der Ministerpräsident fügte hinzu, dass die
internationale Gemeinschaft vereint gegen den Terrorismus des extremistischen
Islam und die terroristische Infrastruktur handeln müsse. Diese Aktion müsste
auch die Finanzierungsquellen des Terrorismus und die Netzwerke der Hetze
einschließen, die zu solchen Taten aufrufe.
Zuvor hatte Netanyahu mit dem französischen Premier Manuel Valls gesprochen und
ihm die Unterstützung des Staates Israel auf jedem Gebiet angeboten, auf dem
Frankreich es benötigen könnte.
Am Samstagabend erklärte Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in einer
Stellungnahme:
„Im Namen der Bürger Israels möchte ich der französischen jüdischen Gemeinde
und dem französischen Volk mein Beileid aussprechen, die in den vergangenen
Tagen unter einem mörderischen Terroranschlag gelitten haben. Diese Anschläge
in Paris sind die Fortführung des Krieges des extremistischen Islam gegen
unsere freie Zivilisation, im Westen, in der gesamten modernen Welt und auch in
den gemäßigten arabischen Staaten und Gesellschaften in der islamischen Welt.
Dies ist eine Welle von Terrorismus, die ein weltweiteres Netz von Hass,
Fanatismus und Mord ausbreitet. Nachdem er seine Basen im Nahen Osten etabliert
hat, streckt der Terrorismus nun seine Arme über die ganze Welt aus. Wenn die
Welt nicht schnell handelt, wird dieser Terrorismus an Fahrt aufnehmen und an
anderen Zentren der freien Welt und an anderen Orten zuschlagen.
Die Terrororganisationen des extremistischen Islam haben viele verschiedene
Namen – Hamas, Hisbollah, Islamischer Staat (IS), Al-Kaida, Al-Nusra-Front,
Islamischer Dschihad und Boko Haram. Ihr Antrieb sind immer derselbe blutige
Hass und derselbe Fanatismus, der keine Grenzen kennt.
Sie wollen die Menschheit um tausend Jahre in dunkle Tyrannei zurückwerfen, von
der wir uns selbst nach vielen Generationen befreit haben. Sie möchten die
Menschheit einfach zurückwerfen.
Ein weiterer Beweis dafür, dass diese Organisationen Äste desselben giftigen
Baumes sind, ist, dass eines der offiziellen Organe der Hamas die verwerflichen
Morde in Paris gelobt hat. Es muss klar sein, dass dies ein Krieg gegen uns
alle ist.
Ich bin überzeugt, dass es diesem Terror nicht gelingen wird, uns zu besiegen,
wenn wir alle zusammenstehen. Doch wenn wir die wahre Wurzel des Problems
ignorieren, wenn wir die Tatsache ignorieren, dass der extremistische
islamische Terrorismus danach trachtet, die westliche Zivilisation als Ganzes
auszulöschen, einschließlich des jüdischen Volkes, wenn wir das ignorieren –
dann wird das, was wir nun in Paris sehen, nur der Anfang sein. Dies ist keine
Angstmache oder zornige Propheterie, es ist die einfache Realität, und es ist
Zeit, dies anzuerkennen.
In der vergangenen Nacht habe ich mit dem französischen Premierminister Manuel
Valls und dem französischen Präsidenten François Hollande gesprochen. Ich habe
zu der Entschiedenheit gratuliert, mit der die französischen Behörden die
Terroristen ausgeschaltet haben, diese Mörder, und ich habe auch zum Mut der
französischen Sicherheitsdienste gratuliert. Doch dies ist nicht genug. Um den
Terrorismus zu bekämpfen, ist es essentiell, seine Finanzierungsquellen und die
Zentren der Hetze zu bekämpfen, die diese mörderischen Anschläge in Europa
unterstützen. Es ist also wichtig, gegen Länder zu handeln, die dem Terrorismus
Unterstützung, Obdach und Durchreisemöglichkeiten gewähren.
Das oberste Gesetz ist, dass es verboten ist, der Angst nachzugeben, die er
[der Terrorismus] uns einpflanzen möchte. Wir verleihen unserer tiefsten Trauer
Ausdruck über die französischen Bürger, die ermordet wurden, die Journalisten,
die Polizisten und die unschuldigen Bürger, die ermordet wurden, nur, weil sie
Bürger der freien Welt waren. Wir verleihen unserer tiefsten Trauer Ausdruck
über unsere jüdischen Brüder, die ermordet wurden, nur, weil sie Juden waren.
Liebe Brüder und Schwestern in der französischen jüdischen Gemeinde, wir
trauern mit Euch über den schrecklichen Verlust. Ich möchte hiermit den
Familien von Yoav Hattab, Philippe Barham, Johan Cohen und François-Michel
Saada mein Beileid aussprechen. Darüber hinaus gehen unsere besten Wünsche für
eine schnelle Genesung an alle Verletzten.
Ich habe heute Abend mit Céline Shreki gesprochen, die in dem koscheren
Supermarkt mitten in Paris als Geisel gehalten wurde. Sie hat mir von der
unglaublichen Brutalität des Terroristen und dem Heldentum des jungen jüdischen
Mannes berichtet, der versucht hat, seine Waffe zu ziehen und ihn zu
erschießen; er wurde von dem Terroristen erschossen und starb 45 Minuten
später.
Céline und allen französischen, allen europäischen Juden, möchte ich sagen: Der
Staat Israel ist nicht nur der Ort, wohin Sie beten. Der Staat Israel ist auch
Ihre Heimstätte. In dieser Woche wird ein Sonderteam aus Ministern
zusammenkommen, um die Immigration aus Frankreich und anderen Ländern in Europa
zu verstärken, die unter schrecklichem Antisemitismus leiden. Alle Juden, die
nach Israel immigrieren wollen, werden hier warm und mit offenen Armen
aufgenommen werden. Wir werden Ihnen bei der Integration hier in unserem Staat
helfen, der auch Ihr Staat ist.“
Staatspräsident Rivlin spricht
mit CRIF-Vorstand
Ebenfalls am Samstagabend hat Staatspräsident Reuven Rivlin mit den
Vorsitzenden des Conseil Représentatif des Institutions juives de France (CRIF)
gesprochen. Diese befanden sich gerade in einer außerordentlichen Sitzung mit
mehr als 60 Gemeindevorstehern, deren Thema die Terroranschläge der vergangenen
Woche waren.
Rivlin erklärte: „Ich spreche heute zu Ihnen nicht nur als Präsident des
Staates Israel, sondern des gesamten jüdischen Volkes.
Wir alle hier in Israel trauern und leiden mit Ihnen. Wir teilen den Kummer der
Familien, der jüdischen Gemeinschaft und der Franzosen. Wir sind eine Familie,
und unser Schmerz ist groß. In Momenten wie diesen sind wir uns der
Verantwortung bewusst, die wir für einander haben, und der tiefen Verbindung,
die uns zu einem Ganzen vereint.
Diese jüngsten Ereignisse zeigen klar, dass Terrorismus Terrorismus ist.
Terrorismus differenziert nicht und bedroht Menschen auf der ganzen Welt ohne
Unterschied. Diese Angriffe prägen ganz wesentlich das Verständnis von dem
Ausmaß, in welchem sich Fundamentalismus verbreitet. Angriffe auf Zeitungen –
ebenso wie Angriffe auf Supermärkte voller unschuldiger Zivilisten, die sich
auf den Schabbat vorbereiten – sind keine Geschehnisse, die die Menschheit
tolerieren kann. Wir dürfen nicht vor dem Terrorismus kapitulieren – in keiner
Form, Art oder Weise. Wir werden diese Bedrohung überwinden.
Heute Nacht ist der Staat Israel an Ihrer Seite, genauso wie Sie in schweren
Zeiten zu uns stehen. Als eine Familie fühlen wir zusammen Schmerz, wie wir
alle wissen. Aber wir wissen auch, dass wir zusammen Freude empfinden werden.
Heute Nacht werden wir für glücklichere Zeiten und für Trost beten."
Am Sonntagabend nahm der Staatspräsident an einem Treffen zur Bibelauslegung
der „Initiative 929“ teil, die sich für Thora-Studien mit Schwerpunkt auf
sozialen Themen einsetzt.
Zu Beginn seiner Rede nahm Rivlin Bezug auf die Attentate in Frankreich. Er
sagte: „Zunächst möchte ich meiner tiefen Trauer Ausdruck verleihen und den
Familien, die ihre Lieben verloren haben meine Unterstützung aussprechen. Auch
möchte ich der jüdischen Gemeinde in Frankreich Mut zusprechen. In den
vergangenen Jahren wurden wir Zeugen einer Stärkung der lebendigen Verbindung
zwischen der jüdischen Gemeinde Frankreichs und des Staates Israel, der Bürger
und Menschen, die in Zion leben.
Diese gegenseitigen Gefühle wurden unter anderem durch den schrecklichen
Anschlag auf die jüdische Schule in Toulouse verstärkt und durch die echte
Solidarität mit und die Sorge um den Staat Israel der französischen jüdischen
Gemeinde und der französischen Olim (Einwanderer). In diesen Momenten fühlen
wir zuallererst die Gemeinschaft, das zentrale Band, das uns als Menschen und
Gemeinschaft verbindet. Wir bitten alle Regierungen der Welt und besonders die
französische darum, die Sicherheit und das Wohlbefinden der jüdischen Gemeinde
zu schützen. Es gibt eine Verpflichtung sicherzustellen, dass Juden in Würde
und Stolz leben können, ohne dass sie Opfer von Anschlägen, Drohungen und
Einschüchterung werden. Der Staat Israel wird jeden jüdischen Man und jede
jüdische Frau warm und liebevoll aufnehmen, der oder die nach Israel einwandern
und am Aufbau der Nation und des Staates teilhaben möchte. Es ist allerdings
wichtig, dass diese Aliya (Einwanderung) nach Israel nicht aus Angst geschieht,
sondern aus freier Wahl – eine Aliya, die aus einer positiven jüdischen
Identität heraus geboren ist, aus Zionismus und nicht aus Antisemitismus.“
(Amt des Ministerpräsidenten/Präsidialamt, 10./11.01.15)