Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Ron Prosor, hat in der vergangenen Woche die folgende Rede vor dem UN-Sicherheitsrat gehalten:
„Herr Präsident, nächste Woche feiern Juden in aller Welt das Pessach-Fest, das an die Geschichte des Exodus erinnert. In den vergangenen Jahren wurden wir Zeugen einer ganz anderen Exodus-Geschichte, verursacht durch die Plage der Verfolgung von Christen, Kurden, Jesiden, Bahai und natürlich Juden.
Mehr als 2500 Jahre lang lebten eine Million Juden friedlich in arabischen Ländern. Im Jahr 1947 änderte sich die Lage dramatisch. Infolge des UN-Beschlusses zur Errichtung eines jüdischen Staates begannen die arabischen Regierungen, ihre jüdischen Bürger zu vertreiben. Von Bagdad bis Sanaa und Tripolis wurden Tausende von Juden bei gewaltsamen Unruhen ermordet und Hunderttausende zur Flucht gezwungen.
Herr Präsident,
radikale Islamisten pflegen zu sagen: „Erst die Samstag-Leute, dann die Sonntag-Leute.“ Nachdem sie die überwiegende Mehrheit von Juden aus den arabischen Ländern vertrieben haben, sind nun die Christen an der Reihe. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts machten Christen noch 26% der Bevölkerung des Nahen Ostens aus. Heute liegt die Zahl bei unter 10%.
Die Ninive-Ebene im Irak war seit dem ersten Jahrhundert die Heimat von Christen. Der Islamische Staat hat die Region auseinandergerissen, hat Kirchen entweiht und Artefakte zerstört. Christen wurde die bittere Wahl gegeben, entweder zum Islam zu konvertieren oder durch Enthauptung, Steinigung oder Kreuzigung hingerichtet zu werden.
Aus Angst um ihr Leben sind Tausende Christen aus dem Nord-Irak geflohen und haben Zuflucht in Kurdistan gesucht. Die kurdischen Kräfte kämpfen tapfer, um ihre Heimat zu verteidigen und die extremistische Bedrohung abzuwehren.
Im Dezember durchbrachen kurdische Kämpfer die Belagerung des Berges Sinjar durch den IS und befreiten Tausende von Jesiden und Christen. Die Kurden sind die führende Kraft im Kampf gegen den IS. Sie haben ungeheuren Mut und Kraft bewiesen. Die Kurden brauchen die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft und sie verdienen politische Unabhängigkeit.
Herr Präsident,
es sind nicht nur extremistische Gruppen, die Minderheiten verfolgen. Letztes Jahr stürmte die islamistische Polizei in Saudi-Arabien eine christliche Gottesdienst-Versammlung und verhaftete die gesamte Gemeinde, einschließlich Frauen und Kindern. Jemanden beim Gebet zu verhaften ist wie jemanden beim Essen zu verhaften – der eine stillt seinen Hunger nach Essen, der andere seinen Hunger nach Gebet.
Im Jahr 2013 wurden drei iranische Christen schuldig gesprochen, weil sie Bibeln verkauft hatten. Ihnen wurden „Verbrechen gegen die Staatssicherheit“ vorgeworfen und sie wurden zu zehn Jahren Haft verurteilt. Im selben Jahr gab Ayatollah Khamenei eine Fatwa heraus, in der er die Bahais als „abartig“ bezeichnete. Auf seinen Befehl hin wurden iranische Bahais verhaftet, gefoltert und es werden ihnen die grundlegendsten Rechte, wie das Universitätsstudium, verwehrt.
Herr Präsident,
es gibt nur einen Ort im Nahen Osten, an dem Minderheiten das Recht auf Glaubensfreiheit gewährt wird, ebenso die Freiheit, ihren Glauben zu wechseln oder überhaupt keinen Glauben zu praktizieren – und dieser Ort ist Israel.
Israel ist die Heimat des Bahai Weltzentrums; es ist der einzige Ort im Nahen Osten, wo Drusen bis in die höchsten Führungsetagen vordringen; und es ist der einzige Ort im Nahen Osten, an dem die christliche Bevölkerung zunimmt.
Seit der Errichtung des Staates Israel im Jahr 1948 hat sich die christliche Gemeinde in Israel vervielfacht und israelische Christen dienen im Parlament und im Obersten Gericht.
Dasselbe kann nicht von den Christen behauptet werden, die unter palästinensischer Verwaltung leben. Seit die Hamas den Gazastreifen kontrolliert (2007), ist die Hälfte der Christen geflohen. Nachdem die Palästinensische Autonomiebehörde 1995 die Kontrolle über Bethlehem übernommen hat, belagerten bewaffnete Palästinenser Häuser von Christen und plünderten die Geburtskirche. Aufgrund dieser Verfolgungen hat sich die christliche Bevölkerung um 70% verkleinert.
Herr Präsident,
egal, woher wir kommen, welcher Religion wir angehören oder welche Politik wir vertreten – kein ehrlicher Mensch kann das Elend ignorieren, dem die Minderheiten im Nahen Osten ausgesetzt sind. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt setzen ihre Hoffnung auf die Vereinten Nationen. Es ist Zeit, dass dieses Gremium sein Schweigen bricht und ihnen den Grund zur Hoffnung wiedergibt.
Danke, Herr Präsident.
(Außenministerium des Staates Israel, 27.03.2015)