Ähnliche Staatsformen, gemeinsame soziale Werte sowie die lange und mitunter tragische Geschichte der jüdischen Gemeinden in Europa bilden das Fundament für die besonderen Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Auf bilateraler Ebene finden diese Beziehungen ihren Ausdruck in einer breiten Palette wirtschaftlicher, kultureller, wissenschaftlicher, technologischer und politischer Aktivitäten sowie im ständigen Dialog mit Staatsoberhäuptern, Ministern, Parlamentariern und Personen des öffentlichen Lebens durch häufige gegenseitige Besuche.
Da die Wirtschaftsbeziehungen zu den arabischen Nachbarländern erst vor kurzem in Gang gesetzt wurden, ist Westeuropa der natürlichste Handelspartner Israels. Deutschland ist in Europa Israels Handelspartner Nummer eins. Der Touristenfluss zwischen Deutschland und Israel schafft ein gut ausgebautes Netz von persönlichen Beziehungen und gegenseitigem Verständnis. Hier sind vor allem der Schüler- und Jugendaustausch und die zahlreichen Städtepartnerschaften zwischen Deutschland und Israel zu nennen. Deutschland unterstützt die Bemühungen zur Lösung des arabisch-israelischen Konflikts durch den fortlaufenden Friedensprozess.
Politische Beziehungen
Der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland nahmen am 12. Mai 1965 diplomatische Beziehungen auf. Für beide Staaten stellen die bilateralen Beziehungen eine Säule der jeweiligen Außenpolitik dar. Neben den kontinuierlichen Kontakten auf politischer Ebene haben sich die deutsch-israelischen Beziehungen auch in vielen anderen Bereichen - wie beispielsweise Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft - sowie durch die Begegnungen von Menschen im Rahmen von Jugendaustausch oder Städtepartnerschaften im Lauf der Jahre vertieft und erweitert.
Einen nachhaltigen Beitrag hierzu bildet das im Jahre 2005 gegründete „Deutsch-Israelische Zukunftsforum“, welches anlässlich des 40. Jubiläums der deutsch-israelischen Beziehungen von den damaligen Staatspräsidenten initiiert wurde. Diese gemeinsame Stiftung soll innovative, zukunftsorientierte Projekte von Schülern, Jugendlichen und Fachkräften aus den Bereichen Kultur, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien fördern, um eine stabile Basis der bilateralen Beziehungen für die Zukunft zu schaffen.
Aus Anlass des 60. Jahrestags der Staatsgründung Israels haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ministerpräsident Ehud Olmert im März 2008 die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen ins Leben gerufen und damit ein neues Kapitel in den einzigartigen Beziehungen der beiden Staaten aufgeschlagen.
In das Gästebuch des Mahnmals für die ermordeten Kinder der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem schrieb die Bundeskanzlerin: „Im Bewusstsein der Verantwortung Deutschlands für die Shoah unterstreicht die Bundesregierung mit den ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen ihre Entschlossenheit zur gemeinsamen Gestaltung der Zukunft."
Die zweiten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen, die regelmäßig und abwechselnd in Israel und Deutschland abgehalten werden, fanden am 19. Januar 2010 in Berlin statt.
Eine Woche später traf Staatspräsident Shimon Peres in Berlin ein und hielt vor dem Deutschen Bundestag eine historische Rede anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages.
Wirtschaftliche Beziehungen
Deutschland ist Israels zweitwichtigster Handelspartner nach den USA, und Israel ist Deutschlands zweitgrößter Handelspartner im Nahen und Mittleren Osten.
Im Jahr 1960 betrug das deutsch-israelische Handelsvolumen knapp 100 Millionen $, 2004 waren es ca. 4,4 Milliarden $ und 2007 bereits rund 5,35 Milliarden $.
Deutschland exportiert nach Israel hauptsächlich Maschinen (42,6% der Exporte), chemische Produkte (16,3%), Fahrzeuge (10,5%) sowie optische und Mess-Geräte (8,3%), aber auch Konsumgüter. Wichtigste deutsche Investoren in Israel sind Siemens, SAP, Volkswagen, die Deutsche Telekom, RWE, Henkel und die Bayer AG.
Die Exporte aus Israel nach Deutschland erfolgen im Wesentlichen in den Bereichen Maschinen (einschließlich elektrotechnische Erzeugnisse: 35,5% der Exporte), optische und Mess-Geräte (14,4%), Kunststoff- und Gummiprodukte (11,4%) und chemische Produkte (10,9%).
BMW bezieht Teile des Lenksystems der 1er und 3er Serie aus Israel. Die Daimler AG ist am VC Eurofund beteiligt und beteiligt sich über Wagniskapitalfonds an Firmenneugründungen in den Bereichen Elektronik, ICT und Transporttechnologie. Audi, VW und Opel lassen von MAG (Kibbutz Ein HaShofet) elektronische Komponenten anfertigen.
Derzeit besteht der gemeinsame Wille zur Förderung und Intensivierung der Kooperationen zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie zur Förderung von Investitionen und Projekten in den Bereichen Energieeffizienz, Umwelttechnologie und Biowissenschaften. Dies haben auch der Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Michael Glos, und der israelische Minister für Industrie, Handel und Arbeit, Eliyahu Yishai, bei den deutsch-israelischen Regierungskonsultationen 2008 bekräftigt.
Anlässlich der zweiten deutsch-israelischen Konsultationen wurde der Ausbau von Dreieckskooperationen beschlossen. Wichtiger Bezugspunkt ist dabei die israelische Erfahrung im Bereich Wasser, Bewässerungswirtschaft sowie Landwirtschaft und Gesundheit.
Deutsch-israelisches Wissenschaftsjahr 2008
Das Jubiläumsjahr „60 Jahre Israel“ stand auch ganz im Zeichen des Wissenschaftsaustauschs zwischen Deutschland und Israel. Das Ziel des bilateralen Wissenschaftsjahrs 2008 ist der Ausbau und die Intensivierung der bestehenden Kooperation in Wissenschaft und Forschung gewesen, die beide Länder seit nahezu 50 Jahren verbindet. Bereits vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen im Jahr 1964 unterzeichneten die Tochter-Stiftung der Max-Planck Gesellschaft Minerva und das Weizmann Institute for Science in Rehovot ein Kooperationsabkommen.
Die deutsch-israelische Wissenschaftskooperation stützt sich auf fünf Säulen: die Minerva-Programme, die Kooperationsprogramme BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) - MOST (Ministry of Science and Technology), GIF- Deutsch-Israelische Stiftung für Wissenschaftliche Forschung und Entwicklung, DIP- Deutsch-Israelische Projektkooperation für zukunftsorientierte Fachgebiete und DIIK- Deutsch-Israelische Kooperation in der industriellen Forschung. Inhalte sind bilaterale Forschungszentren, Austauschprogramme und Projektförderungen. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von direkten Kooperationen zwischen Stiftungen, Ländern und Universitäten.
Im deutsch-israelischen Jahr der Wissenschaft und Technologie lag ein besonderes Augenmerk auf der Zusammenarbeit von Nachwuchswissenschaftlern beider Länder, um die exzellenten Forschungsbeziehungen zwischen Deutschland und Israel auch in der nächsten Generation fortsetzen zu können. In diesem Zusammenhang wurde im Rahmen des Wissenschaftsjahrs 2008 erstmalig ein Nachwuchswissenschaftlerpreis ausgelobt.
Umweltkooperation
Auf der Grundlage des „Deutsch-Israelischen Abkommens über Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes“ vom 17. März 1993 und der „Vereinbarung über Zusammenarbeit bei Projekten für umweltverträgliche Entwicklung (CDM)“ vom 12. Februar 2008 wurde die Intensivierung der bilateralen Zusammenarbeit in den Bereichen Klimawandel, Energieeffizienz, erneuerbare Energien sowie Wasser- und Abwasserbewirtschaftung vereinbart. Die bilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft wird auch die „Deutsche Wasserpartnerschaft“ mit einbeziehen, die im Mai 2008 als Projekt der Zusammenarbeit zwischen staatlichen und privaten Unternehmen aus dem Wassersektor, einschlägigen Forschungsorganisationen, Berufsverbänden und den zuständigen Bundesministerien ins Leben gerufen wurde.
Die bilaterale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Klimawandels wird sich auf die Schaffung institutioneller Kapazitäten, die berufliche Ausbildung, die Einrichtung eines Treibhausgas-Bilanzierungssystems auf freiwilliger Basis sowie die Förderung programmatischer CDM konzentrieren.
Die Erfahrung, die Israel durch MASHAV (Zentrum für internationale Zusammenarbeit des israelischen Außenministeriums) im Bereich Wasser und Bewässerungslandwirtschaft in ariden und semi-ariden Regionen gewonnen hat, bietet eine fruchtbare Kooperationsbasis. Im Jahr 2008 haben Deutschland und Israel gemeinsam beschlossen, ein trilaterales Projekt im Bereich Wasser und Bewässerungslandwirtschaft mit Afrika ins Leben zu rufen. Das Abkommen wurde in Äthiopien gemeinsam mit der äthiopischen Regierung im Juni 2008 unterzeichnet. Das Ziel ist, bis Ende des Jahres 2008 das erste gemeinsame Projekt zu realisieren.
Städtepartnerschaften
Zwischen deutschen und israelischen Städten bzw. Landkreisen bestehen derzeit 80 Partnerschaften. Viele dieser Partnerschaften gehen auf langjährige Freundschaftschaften zwischen Deutschen und Israelis zurück.
In einigen Fällen bestehen freundschaftliche Kontakte bereits seit Ende der 50er Jahre. Die erste Städtepartnerschaft wurde ein Jahr nach der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen beider Länder geschlossen. Pioniere beim Besiegeln einer deutsch-israelischen Städtepartnerschaft waren 1966 der Bezirk Berlin-Charlottenburg und Or Yehuda. Heute existieren Partnerschaften zwischen israelischen Städten und Städten in allen deutschen Bundesländern.
Die Zahl der Partnerschaften zwischen deutschen und israelischen Städten mag auf den ersten Blick gering erscheinen. Bedenkt man jedoch die Größe Israels (22 000 km2 - in etwa so groß wie Hessen) und die daraus resultierenden begrenzten Kapazitäten des Landes, sind diese 78 Partnerschaften beachtlich. Heute kommt in jedem Jahr etwa eine weitere Partnerschaft hinzu.
Israel unterhält weltweit Partnerschaften mit mehr als 400 Städten - zu fast einem Viertel also mit deutschen Städten.
Seit 1980 findet in Jerusalem jährlich die internationale Bürgermeisterkonferenz statt, zu der auch die Bürgermeister der deutschen Partnerstädte eingeladen werden. Die Konferenz bietet eine Plattform für die Begegnung und den Austausch zwischen Bürgermeistern verschiedenster Groß- und Hauptstädte aus der ganzen Welt.
Schüler- und Jugendaustausch
Der Schüler- und Jugendaustausch zwischen Deutschland und Israel hat eine lange Tradition. Bereits 1955, zehn Jahre vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, reiste die erste deutsche Jugendgruppe nach Israel. Der Jugendaustausch wird von beiden Ländern als eines der wichtigsten Instrumente der Völkerverständigung angesehen.
Am 1. Januar 1975 traten die „Gemeinsamen Bestimmungen für die Durchführung und Förderung des deutsch-israelischen Jugendaustausches“ in Kraft. Seit Beginn des Austauschs in den 50er Jahren beteiligten sich bisher rund 500 000 deutsche und israelische Jugendliche an Schul- und Jugendaustauschprogrammen sowie Freiwilligendiensten.
Auf deutscher Seite sind der Schüler- und der Jugendaustausch unterschiedlich organisiert. Während der Schulaustausch Ländersache und damit dem jeweiligen Kultusministerium zugeordnet ist, wird der Jugendaustausch bundesweit zentral koordiniert.
Seit 2001 ist die Koordinierungsstelle ConAct in Wittenberg für den deutsch-israelischen Jugendaustausch zuständig. ConAct fördert den außerschulischen Jugendaustausch und den Austausch von Fachkräften der außerschulischen Jugendbildung.
Deutsch-Israelisches Zukunftsforum
Im Jahr 2005 initiierten die damaligen Präsidenten Moshe Katsav und Horst Köhler anlässlich der Feierlichkeiten „40 Jahre deutsch-israelische diplomatische Beziehungen“ die Einrichtung einer gemeinsamen Stiftung. Das Deutsch-Israelische Zukunftsforum wurde im Jahr 2007 gegründet, dessen Kuratorium mit Personen des öffentlichen Lebens aus Deutschland und Israel besetzt ist. Das Ziel dieser Stiftung ist der Ausbau und die Stärkung der bilateralen Beziehungen. Der Schwerpunkt der Förderprogramme liegt auf der jungen Generation und die zukunftsorientierte Unterstützung bestehender und neuer Netzwerke von Multiplikatoren, sowohl in Israel als auch in Deutschland. Es sollen innovative und nachhaltige Projekte innerhalb der deutsch-israelischen Beziehungen in den Bereichen Kultur, Bildung, Wirtschaft, Wissenschaft und Medien gefördert werden.
Kulturelle Beziehungen
Die deutsch-israelischen Kulturbeziehungen sind in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich aufgebaut worden. Bereits vor der offiziellen Aufnahme diplomatischer Beziehungen wurden erste Kontakte im kulturellen Bereich geknüpft. Die kulturellen Beziehungen umfassen heute alle Bereiche von Film, Literatur und Theater bis hin zu Musik und bildender Kunst.
Das Goethe-Institut kümmert sich intensiv um den kulturellen Austausch zwischen Deutschland und Israel, aber auch die deutsch-israelischen Gesellschaften und Freundschaftsvereine engagieren sich sehr und organisieren regelmäßig Veranstaltungen. Häufig werden sie dabei auch von den Landesregierungen oder den jüdischen Gemeinden unterstützt. Künstlerprogramme (zum Beispiel des DAAD) sowie private und politische Stiftungen setzen sich darüber hinaus für die Förderung und Weiterbildung von Künstlern ein. Auch kirchliche Institutionen, christlich-jüdische Vereine sowie zahlreiche private Vereine, Institutionen und Organisationen engagieren sich für den kulturellen Dialog zwischen beiden Staaten.