Wasserversorgung im Westjordanland

Wasserversorgung im Westjordanland

  •   Fakten zur Wasserversorgung im Westjordanland
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    Die Versorgung der palästinensischen Gebiete mit fließendem Wasser ist immer wieder Thema in der medialen Berichterstattung. Die Darstellung ist jedoch nicht selten verzerrt. Hier finden Sie eine Übersicht der wichtigsten Fakten, zusammengestellt auf Grundlage von Studien aus der Hydrologie und Informationen der zuständigen Wasserbehörde in Israel.
     
  • Gestern und heute: Wasserversorgung im Westjordanland

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    Die Wasserversorgung im Westjordanland hat sich in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert, weil die noch aus der britischen Mandatszeit stammende Infrastruktur auf israelische Initiative hin modernisiert wurde. So war die Versorgung mit Wasser in den heutigen palästinensischen Gebieten des Westjordanlandes damals deutlich schlechter.
      
    Im Jahr 1967, kurz nach dem 6-Tage-Krieg und der Kontrolle über das Westjordanland als Folge der andauernden Bedrohung Israels durch seine arabischen Nachbarstaaten, hatten im Westjordanland nur zehn Prozent der Haushalte Zugang zu fließendem Wasser. Es standen der  - damals noch deutlich kleineren - palästinensischen Bevölkerung deutlich weniger Wasser zur Verfügung als heute. Palästinenser verbrauchten im Schnitt pro Kopf 93 m³/c/y (Kubikmeter/pro Person/pro Tag), die Israelis mit 508 m³/c/y deutlich mehr (1).
     
    Seitdem diese Zahlen ermittelt wurden, hat sich technologisch viel verändert (2): Die israelische Landwirtschaft arbeitet immer wassereffizienter, so beispielsweise mit der in Israel entwickelten und nach Afrika exportierten Tröpfchenbewässerung (3) oder der Verwendung von Grauwasser (4).

    Zudem ist Israel inzwischen weltweit führend in der Aufbereitung und Gewinnung von Trinkwasser – die Ressource ist also nicht mehr so knapp wie früher.  
    Drei Hauptquellen für natürliches Frischwasser gibt es in Israel: Der See Genezareth stellt ca. 20 Prozent des Wasserkonsums bereit, die Grundwasserschichten an der Küste sowie in den Bergen jeweils weitere 20 Prozent. Im Westjordanland ist die einzige Hauptquelle das Grundwasser unter den Bergen (5).  
     
    Der heutige Wasserverbrauch der palästinensischen wie auch israelischen Bevölkerung des Westjordanlands kann auf unterschiedliche Arten ermittelt werden: entweder anhand des gesamten Wasserverbrauchs pro Einwohner oder anhand der Wassernutzung pro Einwohner unter Ausschluss des Verbrauchs für landwirtschaftliche Aktivitäten. In diesem Text finden Sie beide Angaben.
     
    Die aktuellsten Zahlen zum Verbrauch von Grundwasser pro Einwohner (einschließlich der Verbrauchsmenge durch die Landwirtschaft) stammen aus dem Jahr 2015. Laut der israelischen Wasserbehörde (6) verbrauchten Palästinenser im Westjordanland 124 m³/c/. Die israelischen Bürger verbrauchten 143 m³/c/y.
    Rechnet man die m³/c/y in Liter um, bedeutet das: Die von der Weltgesundheitsorganisation eingeforderten 50 - 100 Liter pro Person/pro Tag sind somit in dreifacher Menge zugänglich.
    Unter Anwendung der alternativen Zählweise wird nur der Wasserverbrauch der Haushalte unter Ausschluss der landwirtschaftlichen Tätigkeiten gemessen. Diese Zahlen stammen aus dem Jahr 2006. Bei den Palästinensern betrug der Wasserverbrauch damals 58 m³/c/y pro Kopf und bei den Israelis 84 m³/c/y pro Einwohner (7). Der Unterschied im Wasserverbauch zwischen Israelis und Palestinsern kann als Ausdruck für unterschiedlichen Lebensstandard interpretiert werden, zumal es solche Unterschiede auch innerhalb Israels gibt: So lag im Jahr 2006 der Wasserverbauch in der Metropole Tel Aviv mit 115 m3/c/y deutlich höher als in Jerusalem, dort waren es 65 m3/c/y.

    Laut Schätzungen liegt der de facto Wasserverbrauch der Palästinenser jedoch deutlich höher, wenn die zahlreichen unbefugten Brunnen und Leitungen hinzugezählt werden (8).

  • Rechtliche Grundlagen der Wasserversorgung

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    Hier geht es um die rechtlichen Rahmenbedingungen der Wasserversorgung. Dieser Abschnitt zeigt, dass Israel seine Verpflichtungen erfüllt und sogar darüber hinaus weitere Unterstützung leistet.
    Die Kooperation bei der Wasserversorgung zwischen der Palästinensischen Autonomiebehörde und Israel wurde im Zuge des Oslo-Friedensprozesses bilateral im Rahmen des Interimsabkommens festlegt. Artikel 40 des Abkommens (9) sieht unter anderem vor, dass ein nachhaltiger Umgang mit den gegebenen Wasserressourcen erfolgt. Dies schließt eine den gegebenen hydrologischen und klimatischen Umständen angepasste Nutzung des Grundwassers ein, die Wiederverwertung von Abwasser durch Klärung, die Erschließung von neuen Wasserquellen durch Entsalzung und Bohrung an Grundwasserquellen und die Aufrechterhaltung der Infrastruktur. Außerdem sieht das Abkommen vor, dass der steigende Wasserverbrauch der Palästinenser mit Lieferungen aus Israel gedeckt wird.

    Zuständig für die Umsetzung ist das Joint Water Comittee (JWC), das aus einer gleichberechtigten Anzahl von Experten aus der Palästinensischen Autonomiebehörde sowie aus Israel zusammengesetzt ist. (10)

    Israel liefert zudem laut aktuellen Angaben der Wasserbehörde deutlich mehr Wasser an die Palästinenser, als es im Abkommen festgelegt ist, nämlich pro Jahr 64 Millionen Kubikmeter anstelle der vereinbarten 31 Millionen Kubikmeter.

  • Versäumnisse der Palästinensischen Autonomiebehörde

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    Versäumnisse und Fehlverhalten auf der palästinensischen Seite tragen maßgeblich dazu bei, dass die Vereinbarungen von Oslo teilweise lokal nicht umgesetzt werden können. Seit dem Jahr 2010 tagt das Joint Water Comitee nicht mehr (11), die palästinensischen Vertreter verweigern seitdem jegliche Stellungnahme.
    Obwohl in den Oslo-Verträgen ein nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser vorgeschrieben ist, hat die Palästinensische Autonomiebehörde bis heute weder Entsalzungs- noch Kläranlagen gebaut. Dies führt einerseits zu Umweltverschmutzung, da das Abwasser der palästinensischen Ortschaften in Flüsse fließt und Umwelt wie Grundwasser verschmutzt. Nach Berechnungen von Prof. Dr. Haim Gvirtzman, Professor für Hydrologie am Institut für Geowissenschaften der Hebrew University, könnten Kläranlagen die den Palästinensern zur Verfügung stehende Wassermenge um 30% erhöhen. (12) 

    Ein weiteres Problem ist beschädigte Infrastruktur. Laut übereinstimmenden Schätzungen geht aufgrund von Lecks im Rohrleitungssystem bis zu einem Drittel der von Israel gelieferten Wassermenge verloren.
    Diebstahl von Wasser ist zudem häufig und führt auch immer wieder zu innerpalästinensischen Konflikten. So etwa in der Region um Hebron: Laut der für die Umsetzung der israelischen Regierungspolitik in der Westbank zuständigen Behörde „Coordination of Government Activities in the Territories“ (COGAT) (13) werden dort lokal täglich 60.000 m³ Wasser gebohrt, davon gehen nach COGAT-Angaben rund 20.000 m³ durch Diebstahl verloren. Hinzu kommen zahlreiche illegale Brunnen, die sich problematisch auf den Grundwasserspiegel auswirken und nachhaltige Wasserversorgung gefährden. (14)

    Andererseits werden andere Stellen, die für Ausschöpfungen vorgesehen sind, nicht genutzt. Insgesamt sind 40 Stellen im Westjordanland laut Interimsabkommen von Oslo für die Ausschöpfung freigestellt, die jedoch mehrheitlich nicht genutzt werden. (15) Trotz angebotener finanzieller Unterstützung von Seiten der internationalen Gemeinschaft verweigert die Palästinensische Autonomiebehörde hier bisher den Fortschritt.
    Im November 2016 wandte sich der COGAT-Direktor Maj.-Gen. Yoav Mordechai in einem Schreiben (16) an den UN-Koordinator für Humanitäre Hilfe im Westjordanland, den palästinensischen Leiter der UNRWA den Leiter des Roten Kreuzes, den Leiter von USAID und zahlreiche Botschafter in Israel, in welchem er vor einer bedrohlichen Wasserkrise für die Palästinenser warnt. Er bittet die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei den Bemühungen, die Palästinenser zu einem gemeinsamen Wassermanagement zur Lösung der Probleme zu bringen.
     
     
    Diebstahl, manipulierte Leitungen und versickerndes Wasser in der Gegend um Hebron (Quelle: Israel Water Authority)

     
  • Projekte und Pläne

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    Auch wenn die Joint Water Conference (JWC) seit 2010 nicht tagt, wartet und erweitert Israel die Infrastruktur im Westjordanland. Durch den neu gebohrten Brunnen „Ariel 1“ (17) gelangen täglich zusätzliche 4500 Kubikmeter Wasser ins Westjordanland. Die für die Umsetzung der israelischen Regierungspolitik zuständige Behörde COGAT hat weiteren Projekten zugestimmt. Unter anderen werden folgende Projekte zur Verbesserung der Wasserversorgung der Hebron- und Yatta-Region beitragen:

     

     

    Eine regionale Leitung von Deir Sha´ar soll gebaut werden um den Grundwassergruben um Hebron mehr Wasser zuzufügen. Eine Leitung von Deir Sha´ar zum Knotenpunkt im Tokoah Village soll die Bedürfnisse von Hordion und Tekoa bedienen. Und die Yatir-Maon Wasserleitung soll den Bedarf in der Yatta-Region decken.

    Es handelt sich hierbei um Ausbauprojekte der Firma Mekorot, (18) eines der größten und ältesten nationalen Trinkwasserwasserversorgungsunternehmen in Israel. Speziell die Tekoa-Leitung soll das Wasservolumen erhöhen, welches in palästinensische Ortschaften, inb. in das Gebiet südlich von Betlehem und Hebron geleitet wird.

  • Wasser für Frieden

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    Die Wasserversorgung wird in öffentlichen Debatten oft als eines der zentralen Konfliktthemen dargestellt. Doch eine Zusammenarbeit in der gesamten Region und Israels Know-How bieten beiden Seiten große Chancen für Verständigung, Wohlstand und nicht zuletzt für Frieden. Mehr dazu in diesem umfangreichen Artikel von Seth M. Siegel (19) in der New York Times.   

     

    Israel wie auch die Palästinenser befinden sich in einer Region, die grundsätzlich durch Wasserknappheit geprägt ist. Dies kann durch nachhaltigen Umgang und dem Einsatz von moderner Technologie überwunden werden. Israel hat in diesem Zusammenhang viele Erfahrungen gesammelt und Innovationen entwickelt. (20)
     
    Als herausragende Plattform für den Austausch in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Innovation im Wassersektor gilt daher auch die WATEC (21) in Israel. Die Internationale Wasser- und Umwelttechnologiemesse WATEC versammelt Hunderte von Fachleuten aus den ‚grünen’ Industriezweigen im In- und Ausland. 
     
    Gemeinsame Projekte fördern grenzübergreifende Kooperationen, beispielsweise das SMART-Projekt (22). Hier arbeiten Partner aus Deutschland, Israel, Jordanien und Palästina zusammen. Ziel des SMART-Projektes ist es, ein Konzept für ein integriertes Wasserressourcen-Management (IWRM) im Einzugsgebiet des Unteren Jordan Tals zu entwickeln um die dort zur Verfügung stehende Menge an Wasser signifikant zu erhöhen.
     
    Laut Schätzungen könnten im Westjordanland mindestens 10 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich eingespart werden, wenn die Wasserleitungen instand gesetzt würden. Durch nachhaltige Bewässerungstechniken könnten weitere 15 Millionen Kubikmeter Wasser jährlich eingespart werden und zusätzliche 30 Millionen Kubikmeter könnten durch Abwasserklärung erhalten bleiben. (23)


    Stand: November 2016

  • Endnoten:

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    (1)   Gvirtzman, Haim: Der israelisch-palästinensische Wasserkonflikt: Eine israelische Perspektive. Mideast Security and Policy Studies No. 94, Ramat Gan 2012. http://besacenter.org/wp-content/uploads/2012/01/MSPS94.pdf
    (7)   ebd.
    (8)   ebd.
    (10)  Israeli-Palestinian Interim agreement on the West bank and the Gaza-Strip: Annex III, 1995. Jewish virtual library: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/Peace/iaannex3.html#app-40 (Stand 16.09.2016)
    (12)  Gvirtzman, Haim Ramat Gan 2012
    (15)  Gvirtzman, Haim: The Truth behind the Palestinian Water Labels. BESA Center Perspectives Paper No. 238 2014. http://besacenter.org/perspectives-papers/truth-behind-palestinian-water-libels/ (Stand 16.09.2016)
    (23)  Gvirtzman, Haim Ramat Gan 2012