Waffenstillstand jetzt? II

Waffenstillstand jetzt? II

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    PM Netanyahu PM Netanyahu : GPO
     
     
    ​​Es ist noch nicht Zeit für eine Waffenruhe
     
    Von Nadav Shragai, Israel ha-Yom, 21.11.12
     
    Ein Waffenstillstand jetzt ist schlecht für Israel. Das Abkommen, so, wie es Dienstagnacht durchgesickert ist, enthält jede Menge Schlupflöcher. Zwar wurden die Kapazitäten der Hamas tatsächlich nachhaltig geschädigt, sie sind jedoch immer noch beeindruckend groß. Die Bevölkerung im Süden fragt sich zu Recht, ob es das ist, von sie gehofft haben, es würde durch die Operation Wolkensäule erreicht werden.
     
    Wenn die bewaffneten islamistischen Gruppen, nach 1.400 Angriffen der israelischen Luftwaffe im Gazastreifen, immer noch bis Ashkelon, Ashdod, Be’er Sheva, Jerusalem und Rishon le-Zion schießen, unser Leben unterbrechen und das halbe Land zum Erliegen bringen können, dann sind sie weit davon entfernt, besiegt worden zu sein. Die Hamas hat vielleicht militärisch einen Verlust erlitten, steht jedoch weiterhin aufrecht. Diplomatisch wurde die Organisation sogar noch aufgewertet, nachdem ihr Ägypten und die Türkei zur Hilfe geeilt sind. Dies ist also ganz sicher kein Sieg – weder nach k.o., noch nach Punkten.
     
    Die Achilles-Ferse des Abkommens, das mit der Hamas skizziert wurde, liegt in der Abschreckung. Eines der erklärten Ziele der Operation war, die Abschreckungskraft Israels für längere Zeit wieder herzustellen. Wurde das erreicht? Das ist höchst zweifelhaft. Man könnte das Ergebnis im besten Fall noch als unentschieden bezeichnen: Denn zwar weiß die Hamas jetzt, dass Israel fähig ist, ihre Anführer zu erwischen und ihrer militärischen und zivilen Infrastruktur schweren Schaden zuzufügen, sie hat aber auch ihrerseits Israel etwas bewiesen: Nämlich, dass sie kein Problem damit hat, Raketen ins Landesinnere und den Süden abzufeuern; dass sie anderthalb Millionen Israelis in Bunker schicken kann, während sie Angst verbreitet und das öffentliche Leben zum Stillstand kommen lässt.
     
    Wenn man jetzt noch hinzufügt, dass es so aussah, als habe nicht nur die Hamas, sondern auch Israel einen Waffenstillstand ganz dringend gewollt, um eine Bodenoffensive um jeden Preis zu vermeiden, dann erhält das ganze, ob gerechtfertigt oder nicht, noch einmal einen anderen Aspekt.
     
    Darüber hinaus könnte ein Waffenstillstand Israel dazu verdammen, zukünftig überhaupt nicht oder nur noch „angemessen“ auf „kleinere Sticheleien“ wie eine Mörsergranate hier und eine Kassam-Rakete da zu reagieren, um die „zerbrechliche Waffenruhe“ nicht zu zerstören. Doch ganz genau so sind wir überhaupt in die Situation geraten, die es der Hamas ermöglicht hat, ihre Kassam- zu Grad- und diese wieder zu Fajr 5-Raketen aufzurüsten, und ihren Raketenbeschuss von Ashkelon auf Ashdod und dann schließlich auf Tel Aviv auszuweiten.
     
    Was ist also zu tun? Wir dürfen nicht nachlassen. Die Liste der Ziele, die von der Luft aus erreicht werden können, ist noch nicht abgearbeitet. Sollen wir die Bodenoffensive starten? Über diese Frage müssen politische und militärische Entscheider ausschließlich auf der Abwägung der Risiken und Erträge hin befinden.
     
    Wenn die Schlussfolgerung ist, dass eine solche Operation nicht wünschenswert ist, sollte man damit auch nicht drohen. Doch wenn man zum gegenteiligen Schluss kommt, dann sollte mangelnde internationale Unterstützung nicht der Grund dafür sein, darauf zu verzichten.
     
    Der Autor ist Publizist und Journalist.
     
    Die auf der Website veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.