Zum Tod von Tuvia Rübner

Zum Tod von Tuvia Rübner

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    Tuvia Rübner Tuvia Rübner copyright: Hakol Besseder
     
     
    ​​Der israelische Schriftsteller und Übersetzer Tuvia Rübner ist im Alter von 95 Jahren gestorben. Er verstarb in der Nacht zum Montag in seinem Kibbuz Merchavia im Norden Israels.

    Rübner wurde 1924 in Bratislava als Kind jüdischer Eltern geboren. 1941 gelang ihm als einzigem seiner Familie die Flucht ins heutige Israel. Seine Angehörigen wurden in Auschwitz-Birkenau ermordet. Nach seiner Ankunft im Kibbuz Merchavia begann Tuvia Rübner Gedichte zu schreiben, mit denen er die Erfahrungen seines Verlusts der Familie und die Erlebnisse im neuen Land verarbeitete. Anfangs verfasste er die Gedichte in deutscher Sprache, ab 1954 auch in Hebräisch.

    Giddon Ticotsky, Herausgeber und Vertrauter Rübners, beschrieb diesen als „Migrant aus der Peripherie der deutschen Kultur“. Nach dem Zweiten Weltkrieg habe er mit seinem literarischen Werk versucht, „etwas von seinem intellektuellen Zentrum in der entfernten Provinz Israel wiederaufzubauen“ und „Brücken zwischen beiden Kulturen [zu bauen], zu einer Zeit, als Kontakte zwischen beiden Seiten noch als Tabu galten“.

    Zeit seines Lebens beschäftigte Rübner - vor dem Hintergrund seiner Erfahrungen als Überlebender - die Frage, wie der Holocaust literarisch thematisiert werden könne.

    Rübner erhielt 1999 den Paul‐Celan‐Preis für seine Übersetzung des Romans Schira von Literatur‐Nobelpreisträger Samuel Agnon aus dem Hebräischen ins Deutsche. 2008 bekam er den Israel‐Preis, die höchste Auszeichnung des Landes, und 2012 den Literaturpreis der Konrad‐Adenauer‐Stiftung.

    Der Dichter arbeitete zudem als Professor für deutsche und hebräische Literatur an der Universität Haifa. Er veröffentlichte zahlreiche Gedichtbände und übersetzte unter anderem Werke von Johann Wolfgang von Goethe ins Hebräische.  

    Staatspräsident Reuven Rivlin schrieb zum Tod Rübners:

    „Mit Trauer habe ich vom Tod des Dichters Tuvia Rübner gehört.

    Er ist ein einzigartiger Teil einer Generation von Dichtern, die nicht ins Hebräische geboren wurden, sondern diese Sprache nach ihrer Einwanderung nach Israel wählten. Dichter, 'deren Wurzeln', wie Lea Goldberg sagt, 'in zwei verschiedenen Landschaften liegen‘.

    Rübner, der vor dem Holocaust in Osteuropa nach Israel floh, war eine Säule der hebräischen Literatur, gewann den Israel-Preis und förderte die hebräische Literatur als Gelehrter, Lehrer, Abgesandter und Übersetzer in Israel und auf der ganzen Welt.

    Möge seine Erinnerung ein Segen sein.“


    (Staatspräsident Reuven Rivlin, 29.7.19)​