Mit großer Trauer haben wir vom Tod des Film-Produzenten
Artur „Atze“ Brauners erfahren. Brauner ist gestern (7.7) im Alter von 100
Jahren in Berlin verstorben. Er war einer der erfolgreichsten Filmproduzenten
und Autoren im Nachkriegsdeutschland und prägte das deutsche Nachkriegskino wie
kaum ein anderer. Brauner produzierte über 300 Filme, von denen die
bekanntesten „Dr. Mabuse“, „Mädchen in Uniform“, „Hitlerjunge Salomon“ und „Der
Tiger von Eschnapur“ waren.
Artur Brauner war ein herausragender und außergewöhnlicher
Mann, der sich jahrzehntelang ehrenamtlich für das Wohl Israels engagierte. Der
Holocaust war in seinem Leben sowohl privat als auch beruflich immer präsent,
verbunden mit dem Bestreben, dass er nie vergessen werde und sich nie
wiederhole, und der Gewissheit, dass eine der Garantien dafür, die Existenz des
Staates Israel ist.
Brauner wurde am 1. August 1918 in Lodz, Polen, in eine
bürgerlich-jüdische Familie geboren. Er überlebte den Holocaust, indem er sich
in Wäldern versteckte und in die Sowjetunion flüchtete. Ein Großteil seiner
Familie wurde von den Nazis ermordet. Seine spätere Ehefrau Maria, Tochter
eines jüdischen Theaterdirektors aus Lemberg, überlebte die Verfolgung durch
die Nazis mithilfe arischer Papiere. Über 70 Jahre war Brauner mit ihr
verheiratet, bis zu ihrem Tod im Dezember 2017. Das Ehepaar hatte zwei Söhne
und zwei Töchter.
1946 schuf Brauner die Filmstudios Central Cinema Company
(CCC) – die älteste noch aktive Produktionsfirma in Deutschland. In den
CCC-Studios in Berlin-Spandau entstanden bislang mehr als 700 Filme.
Brauner setzte sich unermüdlich mit dem Nationalsozialismus,
dem Holocaust und seinem eigenen Schicksal auseinander und setzte diese Themen
dramaturgisch in Filmen um. Spielfilme wie „Morituri“ (1948), „Die Weiße Rose“
(1982) „Hitlerjunge Salomon“ (1990) und „Wunderkinder“ (2011) trugen
dazu bei, dass die Erinnerung an die Opfer des Holocaust wachbleibt
und der Holocaust zu einem zentralen Anliegen der deutschen Kinos werden
konnte. In einem Interview mit Iris Rosendahl 2018 in der BILD erwähnte
Brauner, die filmische Erinnerung an den Holocaust sei seine eigentliche
Aufgabe: „Als ich 24 war, stand ich vor einem Massengrab, sah in die offenen
Augen eines 10jährigen Jungen. Da habe ich mir das Versprechen abgenommen,
niemals die Opfer zu vergessen. Ich hätte sonst nicht weiterleben können. Das ist meine Aufgabe, an die halte ich mich
hundertprozentig bis zu meinem Lebensende.“
(Botschaft des Staates Israel, 8.7.19 / Morgenpost, 7.7.19 / BILD, 31.7.13 / RBB24, 1.8.18)