Gemeinsam mit unseren Freunden aus der Botschaft Zyperns haben wir zum Welt-Umwelttag am 5. Juni 2019 eine Veranstaltung zum Thema „Wassermangel: Eine regionale
und globale Herausforderung“ organisiert.
Der Rahmen wurde durch
die vom Auswärtigen Amt veranstaltete Reihe „Diplomacy for Sustainability“
gesetzt: 23 Botschaften in Berlin haben zwischen dem 29. Mai und 06. Juni auf
die 17 Nachhaltigkeitsziele der Agenda2030 aufmerksam gemacht. Ein drängendes
Problem – nicht nur im Nahen Osten und dem Mittelmeerraum – ist der erhebliche
Wassermangel, der weltweit Regionen vor große Herausforderungen stellt.
Grund für die Wasserknappheit
in weiten Teilen der Welt ist ein rasantes Bevölkerungswachstum und ein
steigender Wasserkonsum. Dazu kommen Klimaveränderungen, die Dürre-Perioden
häufiger werden lassen.
Zypern und Israel stehen
eng zusammen, wenn es um die Frage der Sicherheit in der Region geht. Der
Zugang zu Frischwasser ist ein wichtiges Element der Stabilität.
Wassermangel ist nicht
nur ein Problem des Südens
Wer denkt, Wasserknappheit
sei nur ein Problem in weit entfernten Ländern des Südens, der liegt falsch.
Auch wenn in Deutschland die Trinkwasserversorgung zweifelsfrei gesichert ist,
herrscht in einigen Teilen des Landes ein akuter Mangel an Wasser. Ein Sommer,
wie es ihn 2018 gab, muss eine Ausnahmeerscheinung bleiben. Denn sonst hat auch
Deutschland ein riesiges Wasser-Problem, unter dem in erster Linie die Umwelt
und Landwirtschaft leiden wird. Im Jahr 2018 fiel weniger Regen und es war
wärmer als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Messungen 1881.
Für Israel ist das Thema
„Wasser“ seit jeher zentral. Bereits in Kinderliedern wird Respekt für Wasser
gelehrt, eine der Grundlagen für die Entwicklung der israelischen Gesellschaft.
Denn der Mangel an Ressourcen, allen voran Wasser, begleitet das Land seit
seiner Gründung. Nur durch Forschergeist und Innovationsfreude ist es Israel gelungen,
sich trotz aller Widrigkeiten der Wüste, die immerhin 60 % des Landes ausmacht,
zu dem modernen Staat zu entwickeln, der es heute ist. Die öde Wüste wurde
urbar gemacht, die Landwirtschaft findet heute selbstverständlich der
Negev-Wüste statt: Grüne Oasen statt karger Fläche.
Das sagen die
Botschafter Zyperns und Israels
Israels Botschafter Jeremy
Issacharoff betonte in seiner Rede die Notwendigkeit einer regionalen
Partnerschaft. Issacharoff: „Wenn wir beim Thema Wasser kooperieren, ist das
eine Win-Win-Situation für eine der drängendsten Herausforderungen, die uns
bevorstehen.“ Insbesondere mit Zypern ist Israel in den vergangenen Jahren
immer näher zusammengewachsen. „Zypern ist ein direkter Nachbar, von dem uns
nur ein bisschen Wasser trennt“, so Issacharoff.
Dass Israel heute als
eine der führenden „Wasser-Nationen“ gilt, sei insbesondere dem
polnisch-israelischen Ingenieur Simcha Blass zu verdanken. Dieser habe durch
eine Zufallsentdeckung den Grundstein für eine Revolution in der Landwirtschaft
gelegt. Seine Erfindung – nämlich die Tröpfen-Bewässerung – war der Beginn
einer weltweiten Erfolgsgeschichte, so Botschafter Issacharoff in seiner Rede.
Auch heute noch hat die Firma Netafim als Vorreiter der modernen Tröpfchen-Bewässerung
ihren Sitz in Israels Wüste, genauer: im Kibbutz Hatzerim. Von dort betreibt
und entwickelt das Unternehmen heute verschiedene Formen des nachhaltigen
Wassermanagements.
Der zypriotische
Botschafter Andreas Hadjichrysanthou betonte in seiner Rede, dass Wassermangel
und Dürre ein Problem seien, das nur im Austausch mit den Nachbarn in der
Region gelöst werden könne. Beispielsweise wurde auf dem jüngsten trilateralen
Gipfeltreffen zwischen dem zypriotischen Präsidenten Nikos Anastasiadis, dem
griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras und dem israelischen
Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu eine Erklärung verabschiedet, in der
sich diese drei Länder zur Zusammenarbeit in folgenden Bereichen verpflichtet
haben: Wasserressourcen-Management, Schutz und nachhaltige Nutzung des
Grundwassers, Technologien zur Wassergewinnung und -nutzung, Wasser-Recycling,
Abwasserbehandlung und Entsalzung. Botschafter Hadjichrysanthou betonte, dass
der „Austausch von Informationen, Know-how und bewährten Verfahren von
beiderseitigem Nutzen ist und die nachhaltige Entwicklung und das
wirtschaftliche Wachstum unserer Länder fördern und stärken können".
„2020 wird Nachhaltigkeit
oberste Priorität“
In ihrem Grußwort stellte
die Beauftragte für Menschenrechte, internationale Entwicklung und Soziales im
Auswärtigen Amt Tania von Uslar-Gleichen die Notwendigkeit heraus, etwas gegen
den Klimawandel zu unternehmen, der für Stabilitätskrisen weltweit ursächlich
sein wird, wenn heute nichts dagegen unternommen wird. Noch werde nicht genug
getan, so die Nachhaltigkeits-Koordinatorin. Doch das Thema Nachhaltigkeit
werde bei der kommenden deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 oberste Priorität
bekommen.
Diese Veranstaltung zur
Wasser-Problematik sei eines der Highlights der „Diplomacy for
Sustainability“-Reihe, so von Uslar-Gleichen: „Der Zugang zu Frischwasser ist
notwendig für das Überleben und damit ein Menschenrecht.“
„Von Israel können wir
viel lernen“
Günter Nooke ist
Afrikabeauftragter des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Beauftragter der Kanzlerin für Afrika. Nooke betonte die gute
Zusammenarbeit Israels und Deutschlands in Afrika, wo die beiden Länder
innerhalb der Joint Africa Initiative im Bereich der Wasserversorgung aktiv
sind. 23 afrikanische Länder hätten heute bereits ein enormes Wasserproblem –
Tendenz steigend.
In seinem Statement
beleuchtete Nooke außerdem die Bedeutung der israelischen Entsalzungsanlagen,
die aus salzigem Meerwasser frisches Trinkwasser herstellen können. Das BMZ und
die deutsche Regierung seien sich der dramatischen Lage bewusst, die die Welt
durch den drastischen Wassermangel erfährt. Nooke: „Von der israelischen
Pionierarbeit im Bereich Wassermanagement und den dort gemachten Erfahrungen
können wir sehr viel lernen.“
Vorbild beim
Wassermanagement
Prof. Dr. Otmar D.
Wiestler, Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft, lobte die gute Zusammenarbeit
mit Israel. Es gebe nur sehr wenige Auslandsbüros. Eins davon seit Oktober 2018
in Israel, ein Zeichen dafür, wie sehr man die israelische Innovationsfreude
schätzt – und die Kooperation bei Forschung und Entwicklung.
Gesundheit,
Digitalisierung und Klimawandel seien die drei wichtigsten Themen derzeit.
„Einer unserer wichtigsten internationalen Partner ist Israel – in allen
wichtigen Gebieten. Es ist atemberaubend, wie Israel es geschafft hat mit
diesen knappen Ressourcen, im Bereich Wassermanagement international führend zu
werden. Israel ist nicht nur hier zu einem Vorbild für viele andere Länder
geworden.“
Einigkeit herrschte bei
den Referenten darüber, dass das Thema in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen
und ein entscheidender Faktor regionaler Stabilität sein wird.
Eine Aufnahme der
Veranstaltung mit dem Experten-Panel und der anschließenden Diskussion in
englischer Sprache finden Sie hier.
Die Diskussionsrunde setzte
sich folgendermaßen zusammen:
Panayiota Hadjigeorgiou
aus dem zypriotischen Ministerium für Landwirtschaft, Ländliche Entwicklung und
Umwelt
Dr. Manfred van Afferden
vom „Helmholtz Zentrum für Umweltforschung – UFZ“
Natan Barak von dem
israelischen Unternehmen „Netafim“
Dr. Gil Yaron von „Die Welt“
Die Diskussion ist ganzer Länge kann hier nachgehört werden SOUNDCLOUD-LINK