Am Sonntag (18.8.) reiste Premierminister Benjamin Netanyahu zu einem offiziellen Besuch in die Ukraine.
Am Montag (19.8.) wurde er vom ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelensky im Präsidentenpalast in Kiew willkommen geheißen. Bei ihrem Treffen wurden folgende bilaterale Abkommen unterzeichnet:
* Ein Kooperationsplan zwischen der israelischen Regierung und dem Ministerkabinett der Ukraine für Bildung, Kultur, Sport und Jugend für den Zeitraum 2019-2022;
* Eine Vereinbarung über die landwirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem israelischen Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und dem ukrainischen Ministerium für Agrarpolitik und Ernährung;
* Eine Vereinbarung zwischen dem israelischen Patentamt (Justizministerium) und dem ukrainischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Handel;
* Eine Anwendungsvereinbarung zur Förderung des Hebräisch-Unterrichts an Bildungseinrichtungen in der Ukraine und des Ukrainisch-Unterrichts an Bildungseinrichtungen in Israel zwischen dem israelischen Bildungsministerium und dem ukrainischen Ministerium für Bildung und Wissenschaft.
Premierminister Netanyahu gratulierte Präsident Zelensky zu seinem Wahlsieg und teilte ihm seine Freude auf die Zusammenarbeit der beiden Länder mit. Er sagt weiterhin:
„Unsere beiden Länder sind jung, aber unsere Völker sind uralt, und unsere gemeinsamen Beziehungen reichen Jahrhunderte, viele Jahrhunderte zurück. Die jüdische Gemeinde in der Ukraine ist über 1.300 Jahre alt. Und ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich auf ein gemeinsames Entwicklungsprojekt für Uman geeinigt haben, das für die Ukraine und auch für das jüdische Volk sehr wichtig ist. Wir hatten Zeiten großer Pracht in unseren gemeinsamen Beziehungen, aber wir hatten auch Zeiten unvorstellbarer Tragödien. Während des Holocaust wurden Hunderttausende von Juden auf dem Gebiet der Ukraine ermordet. Später besuchen wir Babi Yar, wo Zehntausende von Juden von den Nazis und ihren Kollaborateuren getötet wurden.
Doch neben diesem schrecklichen Kapitel unserer gemeinsamen Vergangenheit möchte ich Ihnen sagen, dass die Ukraine eine enorm wichtige Rolle bei der Entwicklung des modernen jüdischen Staates gespielt hat. In der Tat ist das Wachstum oder die Wiedergeburt des jüdischen Staates und die Erneuerung der hebräischen Sprache ohne die Rolle der literarischen und politischen Riesen, die aus der Ukraine kamen, unvorstellbar. Schriftsteller wie Shalom Aleichem, Shaul Tchernichovsky, Hayim Nahman Bialik, zweifellos zwei der größten hebräischen Dichter der Neuzeit, und viele der Gründer der modernen zionistischen Bewegung haben hier ihren Ursprung.
[…]
Wir haben Chancen, da wir in revolutionären Zeiten leben, in positiven revolutionären Zeiten. Die Weltwirtschaft verändert sich schneller als je zuvor und bietet Herausforderungen und Chancen, von denen wir in den vergangenen Jahrhunderten und auch in den vergangenen Jahrzehnten nur geträumt haben. Ich denke, die Zukunft gehört denen, die innovativ sind. Israel ist die zentrale Innovationsnation. Und die Ukraine verfügt über enorme Talente und Kapazitäten […] auf den Gebieten der Mathematik, der Informatik und allen denkbaren Gebieten der modernen Technologie…"
Bei der Gedenkzeremonie der ermordeten ukrainischen Juden in Babi Yar sagte Premierminister Netanyahu:
„Es ist schwer zu glauben, dass dieser wunderschöne Wald den Horror gesehen hat, der hier stattfand. Hier war der Wald still, aber die Welt war es ebenso. Babi Yar ist endloser Schmerz. In diesem Grab, diesem Massengrab hinter mir, wurden Zehntausende von ukrainischen Juden und Nicht-Juden getötet. Als Premierminister Israels gedenke ich ihrer und sage ich mit klarer Stimme, genau an diesem Ort, dass es unsere stetige Aufgabe ist, sich mörderischen Ideologien entgegenzustellen um sicherzustellen, dass es niemals wieder ein anderes Babi Yar geben wird.
Für die Menschheit ist Babi Yar ein Warnzeichen. Für Juden ist Babi Yar ein ewiger Imperativ. Wir werden uns immer gegen jeden Feind verteidigen. Der Holocaust ist der schlimmste Horror der Menschheit. Der Holocaust ist dir größte der jüdischen Tragödien, und es gab viele Tragödien. Ich kann unsere Brüder und Schwestern vor 78 Jahren am Rande eines Hinrichtungsgrabens sehen. Sie standen genau hier, nur wenig entfernt von uns, nackt, geschlagen, und erniedrigt. Irgendwann verstanden sie und in ihren Augen stand lähmender Horror. Ihre Herzen wurden von Grausamkeit zerrissen. Die Hand der Mörder griff nach dem Schlachtermesser und wie der Dichter schreibt, der Schlächter schlachtete. Reihenweise fielen sie in die Todesgruben und wie im Buch der Klagelieder (2:21) geschrieben steht: ‚In den Straßen, auf dem [nackten] Boden liegen Kinder und alte Leute, meine Mädchen und meine jungen Männer sind dem Schwert zum Opfer gefallen.‘
Dieses unvergessliche Verbrechen geschah nicht auf einem anderen Planeten, sondern einige Minuten vom Zentrum Kiews entfernt. Das Massaker in Babi Yar durch die Nazis und ihre Kollaborateure bereitete den Weg für die Ermordung von anderthalb Millionen ukrainischer Juden. Es ging der sogenannten ‚Endlösung‘ voraus.
Wir werden niemals das Leiden und den Schmerz unseres Volkes vergessen. Gleichzeitig erinnern wir an die Gerechten unter den Völkern, die ihr Leben riskiert haben, um Juden zu retten. Sie riskierten nicht nur ihr eigenes Leben, sie riskierten auch das Leben ihrer Familien und bezahlten dafür in einigen Fällen einen hohen Preis. Wir werden sie niemals vergessen.
Ich danke Ihnen Präsident Zelensky, und auch der ukrainischen Regierung für die Bemühungen, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und gegen ihren Einsatz gegen Antisemitismus…“
(Außenministerium des Staates Israel, 19.8.19)