Zu Beginn seines Staatsbesuchs in Deutschland wurde Präsident Reuven Rivlin mit seiner Ehefrau Nechama von Bundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt in Schloss Bellevue empfangen. Der israelische Staatspräsident wurde mit militärischen Ehren willkommen geheißen.
Anschließend gaben die beiden Präsidenten eine gemeinsame Pressekonferenz. Präsident Rivlin sagte dabei unter anderem folgendes:
"Ich möchte mich bei dem Bundespräsidenten, meinem Freund Joachim Gauck, für die freundliche Einladung zu diesem Besuch, den warmen Empfang und die aufrichtige Freundschaft bedanken.
Die Leistungen, die unsere beiden Völker in den letzten 50 Jahren erreicht haben, und die vertieften Beziehungen, die im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Bereich entstanden sind und auch heute noch entstehen, sind ohne Zweifel gefestigt und bedeutsam.
Diese engen und gefestigten Beziehungen können nicht genug geschätzt werden, auch ohne sich auf unsere gemeinsame, komplexe Vergangenheit zu beziehen. Berücksichtigt man diese schwere Vergangenheit, bin ich der Meinung, dass diese Beziehungen sogar noch außergewöhnlicher und noch besonderer erscheinen. Diese Beziehungen basieren auf gemeinsamen Werten, wie Demokratie, Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung.
Es ist wichtig zu erklären, dass der enge und warme Kontakt zwischen den beiden Völkern in Israel und Deutschland und zwischen den beiden Regierungen in keiner Weise eine Entschädigung für die Schoah darstellt. Er basiert auf den gemeinsamen Werten und auf gemeinsamen Lehren, die wir aus der Vergangenheit gezogen haben. Sie sind es, die uns in eine bessere Zukunft führen.
Heute betrachten wir die Welt um uns herum und wir schauen erneut mit aufrichtiger Sorge auf den Antisemitismus, der sich erhebt, und auf den erstarkenden Rassismus an verschiedenen Orten dieser Welt. Es ist unsere Verpflichtung, uns gemeinsam – als Israelis, als Deutsche, als Demokraten, als wichtiger Teil der Menschheit – mit Entschlossenheit solchen Übeln entgegen zu stellen.
Dass wir hier heute stehen, beweist nicht nur, dass die Lehren aus der dunklen Vergangenheit gezogen wurden, sondern es beweist auch das Versprechen, das in der gemeinsamen Zukunft zwischen uns Form annimmt, solange wir an den Freiheitswerten und der Demokratie festhalten.
Ich bin voll der Hoffnung, dass unsere Beziehungen weiter fortgesetzt und vertieft werden, und dass die Zusammenarbeit zwischen uns in dem gemeinsamen Handeln für eine bessere Welt für die ganze Menschheit gestärkt und gefestigt wird.“
Bei der gemeinsamen Pressekonferenz stellten die Präsidenten Reuven Rivlin und Joachim Gauck auch eine Sonderbriefmarke vor, die der Israel Philatelic Service und das Bundesfinanzministerium anlässlich des Jubiläums herausgeben. Die Präsidenten überreichten einander die jeweilige nationale Sonderausgabe feierlich.
Das Motiv der Sonderbriefmarke ist das im Bauhaus-Stil errichtete Beit-Bruno-Gebäude in der Strauss-Straße Nummer 3 in Tel Aviv, das von dem Architekten Zeev Heller im Jahr 1935 erbaut wurde und Bestandteil der „Weißen Stadt“ ist.
Im Juli 2003 wurde von der UNESCO die " Weiße Stadt" in Tel Aviv als Weltkulturerbe aufgenommen. Tel Aviv, die erste hebräische Stadt der Moderne, wurde 1909 gegründet und wurde auf den Sanddünen nördlich von der alten Hafenstadt Jaffa gebaut. Die "Weiße Stadt", die weltweit größte Gruppierung von Gebäuden im Bauhaus-Stil, wurde von dem berühmten Schotten Sir Patrick Geddes geplant. Über 4.000 Gebäude wurden in Tel Aviv gebaut, beginnend in den 1930er Jahren bis zur Gründung des Staates Israel.