Präsident Rivlin empfängt Vertreter der jüdischen Gemeinden

Präsident Rivlin trifft jüdische Gemeindevertreter

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    Präsident Rivlin mit Vertretern von jüdischen Gemeinden Präsident Rivlin mit Vertretern von jüdischen Gemeinden copyright: Government Press Office
     
     
    Am Donnerstag (23.07.15) empfing Präsident Reuven Rivlin in seiner Residenz Vertreter von den verschiedenen Strömungen innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Israels zum gemeinsamen Torahstudium. Das Treffen fand als Vorbereitung auf den jüdischen Fastentag Tischa be’Aw statt, der an die Zerstörung der Ersten und Zweiten Tempels erinnert. Mit dem gemeinsamen Studium sollte die Wichtigkeit der jüdischen Einheit hervorgehoben werden.

    Als Hauptredner nahmen unter anderem Vertreter der progressiven und konservativen Richtung des Judentums an der Veranstaltung teil. Den Vorsitz hatte Dr. Einat Wilf vom Jewish People Policy Institute (JPPI) inne.

    Der Präsident eröffnete die Veranstaltung und sagte: „Solidarität, oder ihr hebräisches Synonym ‚Brüderlichkeit‘ findet man in ihrer natürlichsten Ausprägung in der Familie vor. Brüderlichkeit oder Einheit bezeichnen die große Hingabe, welche Familien verbindet. Es handelt sich dabei nicht um eine Bedingung für schriftliche Verträge, aber genau wie eine Familie, braucht eine Gesellschaft Solidarität, Brüderlichkeit und Einheit. Wie der Talmud uns lehrt, ist eine Gesellschaft ohne dies für die Zerstörung vorherbestimmt. Das Konzept der Familie wohnt einer gesunden Gesellschaft inne. In einer gesunden Gesellschaft existieren Einheit und Ethik, Milde gegenüber dem Gesetz sowie die wörtliche Auslegung des Gesetzes nebeneinander.

    Wir müssen uns an die Existenz der Einheit, an die pure „Liebe für Israel“ unter uns und unter dem jüdischen Volk, erinnern und diese erhalten. Die Gemeinden, die hier repräsentiert werden und sich hier versammelt haben, sind Gemeinden, welche von der Liebe für Israel ganz und gar erfüllt sind, und auch von einem großen Einsatz für die Zukunft des jüdischen Volks und den Charakter des Staates Israel. Man könnte mit den Positionen und Meinungen von Mitgliedern der Reform-Bewegung uneins sein, aber man könnte nicht ihr Engagement oder die klare Stimme, mit der sich hier und auf der ganzen Welt für die Unterstützung des Staates Israel aussprechen, bestreiten. Man könnte mit der religiös-zionistischen Gemeinschaft oder mit der Kibbuz-Bewegung debattieren, aber niemand könnte bestreiten, dass diese Bewegungen zum Aufbau des Staates Israel, zu seinem Wohl und zu seiner Sicherheit beigetragen haben. Wir dürfen keinen einzigen Moment lang vergessen, dass hitzige Debatten der ehrliche und aufrichtige Ausdruck der Sorge um uns alle – ob wir nun zu den Orthodoxen, den Liberalen, den Konservativen oder den Säkularen gehören – sowie der Sorge um die Gegenwart und die Zukunft des jüdischen Volks sind.

    Wir müssen nicht lernen, wie man miteinander übereinstimmt, sondern wie man miteinander uneins ist – und zwar mit Respekt, Anständigkeit, Entschlossenheit und ohne um die jüdische Identität des anderen einen Bogen zu machen. […]

    Als das Zuhause der gesamten israelischen Gesellschaft verpflichtet sich das Büro des Präsidenten, ein Haus für uns alle zu sein. Dieses Büro ist kein Ort für Kämpfe und Kriege, sondern vielmehr ein Haus für Gespräche und ein Ort, der die Vielfalt der Meinung gewährleistet. Dies ist sicherlich keine einfache Aufgabe, vor allem, da die großen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns auch die Frage umschließen, wer das Recht hat, repräsentiert zu werden, und wo dies sein soll. Trotzdem bin ich entschlossen, dass mir diese Mission gelingen muss, und dies basiert auf meinem Verständnis, dass es die Aufgabe dieses Büros und damit meine Aufgabe ist, nach Einheit zu streben, ohne Meinungen zu verwischen, Solidarität zu schaffen, ohne Identitäten auszulöschen und sich darum zu bemühen, sogar für Meinungsverschiedenheiten eine gemeinsame Sprache zu entwickeln.“ 

    (Amt des Präsidenten, 23.07.15)