Am Dienstag (13.10.) fand in der Botschaft des Staates Israel eine
Feierstunde zu Ehren von Pfarrer Julius von Jan (1897-1964) statt. Von Jan
wurde von der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem
posthum mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet.
In der Feierstunde überreichte der Botschafter des Staates Israel in Deutschland,
S. E. Jeremy Issacharoff, die Yad Vashem-Ehrenurkunde und die Medaille an den Sohn
des Geehrten, Dr. Richard von Jan.
Über Pfarrer Julius von Jan
Von Jan hielt am 16. November 1938, eine Woche nach der „Pogromnacht“, am
evangelischen Buß- und Bettag, eine Predigt in der St. Martinskirche in Oberlenningen,
in der er das Niederbrennen der Synagogen, das Rauben des Eigentums deutscher
Juden und deren Verschleppung in KZs auf das Schärfste verurteilte.
Kurz danach wurde Julius von Jan von SA-Männern brutal zusammengeschlagen.
Er überlebte den Angriff und kam anschließend ins Amtsgerichtsgefängnis
Stuttgart. Im April 1939 wurde Julius von Jan aus Württemberg ausgewiesen und
fand Zuflucht in Bayern.
Im November 1939 verurteilte ihn ein Stuttgarter
Sondergericht zu 16 Monaten Haft. Im Mai 1940 wurde er auf Bewährung entlassen
und an die Ostfront geschickt. Im Oktober 1943 erkrankte er an Gelbsucht und
kam in Deutschland ins Lazarett. Anschließend wurde er als Soldat nach Ungarn
und Österreich geschickt.Nach der Kapitulation Deutschlands geriet er kurz in amerikanische
Kriegsgefangenschaft.
Im September 1945 kehrte Julius von Jan mit seiner Familie zurück ins
Pfarrhaus nach Oberlenningen. Im Jahr 1961 ging er in den vorzeitigen
Ruhestand.
Julius von Jan starb am 21. September 1964 im Alter von 67 Jahren.
Botschafter Jeremy Issacharoff:
„Julius von Jan ist ein leuchtendes Beispiel für Integrität, da er als Mann
Gottes den Juden in der dunkelsten Zeit ihrer Geschichte zur Seite stand. Er
ergriff das Wort, gleich nachdem die Synagogen niedergebrannt und jüdische
Geschäfte im ganzen Land verwüstet und geplündert worden waren. Er tat, was
jeder humane Mensch hätte tun sollen, und doch war er nur die Ausnahme. Deshalb
ehren wir ihn heute, indem wir ihm den Titel ‚Gerechter unter den Völkern‘
verleihen.“
(Botschaft des Staates Israel, 13.10.2020)