Papst Franziskus in Israel

Papst Franziskus zweiter Tag in Israel

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    Pope Francis with Pres Peres & PM Netanyahu at memorial for victims of terror, Mt. Herzl Pope Francis with Pres Peres & PM Netanyahu at memorial for victims of terror, Mt. Herzl copyright: GPO/Avi Ohayon
    Papst Franziskus am Denkmal für die Opfer des Terrorismus (Foto: GPO)
     
    Am zweiten Tag seines Aufenthaltes in Israel besuchte Papst Franziskus heute Morgen in der Jerusalemer Altstadt den Tempelberg und die Westmauer, wo er von Rabbi Shmuel Rabinovich empfangen wurde.

    Rabbi Rabinovich sprach in seiner Rede über den Jahrtausende alten Traum von Juden in aller Welt, nach Jerusalem zurückzukehren – ein Traum, der sich dank der Kraft des Glaubens verwirklicht habe. Weiter sagte er: „Jerusalem ist der Ort, an dem wir jeden Disput hinter uns lassen. Jerusalem ist der Ort, an dem wir unsere Augen zum Himmel heben und unsere Herzen in Demut senken. Viel zu lange war der Glaube eine Wurzel für Kämpfe, Hass und Schmerz auf der ganzen Welt. Von hier aus, von diesem Ort, der Ihnen, mir und Millionen anderer Menschen auf der Welt heilig ist, möchte ich mich gemeinsam mit Ihnen an die Gläubigen aller Religionen wenden und ihnen einen Friedensgruß aus Jerusalem übermitteln: Shalom!“

    Besuch der Gedenkstätten auf dem Herzl-Berg

    Bei seinem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem sagte Papst Franziskus am Nachmittag unter anderem: „Adam, wo bist du? (Gen 3,9). Wo bist du, Mensch? Was ist aus dir geworden? An diesem Ort, dem Ort des Gedenkens an die Shoah, hören wir das Echo der Frage Gottes: “Adam, wo bist du?“ Diese Frage ist mit dem ganzen Schmerz eines Vaters aufgeladen, der sein Kind verloren hat. Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass seine Kinder verloren gehen können… doch vielleicht konnte sich nicht einmal der Vater einen so tiefen Fall vorstellen, einen so tiefen Abgrund! Hier, angesichts der grenzenlosen Tragödie des Holocaust, hallt der Ruf „Wo bist du?“ wider, wie eine schwache Stimme in einem unermesslichen Abgrund…“

    Auf Bitten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu besuchte Papst Franziskus auf dem Herzl-Berg zudem das Denkmal für die Opfer von Terrorakten. Der Papst legte zunächst einen Kranz auf dem Grab Theodor Herzls, des Vaters des Zionismus, nieder. Am Denkmal selbst erzählte Ministerpräsident Netanyahu dem Papst die Geschichte der Opfer von Terrorismus und zeigte ihm die Tafel, die dem Andenken an die Opfer der beiden Anschläge in Buenos Aires gewidmet ist. Der Ministerpräsident berichtete auch von der medizinischen Behandlung, die Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen in israelischen Krankenhäusern erhielten. Im Anschluss sagte der Ministerpräsident: „Ich möchte Papst Franziskus danken, dass er meine Einladung zur Besichtigung des Denkmals angenommen hat. Ich habe dem Papst erläutert, dass der Bau des Sicherheitszauns viel mehr Opfer verhindert hat, die der bis heute anhaltende palästinensische Terror treffen sollte.“

    Am Denkmal für die zivilen Opfer des Terrorismus sagte Papst Franziskus: „Terror ist das absolute Böse. Er kommt vom Bösen und verursacht Böses. Nie wieder. Nie wieder.“

    Empfang in der Residenz des Präsidenten

    Präsident Shimon Peres empfing Papst Franziskus am Nachmittag in seiner Residenz. Präsident Peres begrüßte in seiner Ansprache die anwesenden Gäste, darunter verschiedene religiöse und politische Vertreter Israels, Bürgermeister, Richter, Intellektuelle und Wissenschaftler, Juden wie Araber, Drusen, Tscherkessen, Katholiken und Orthodoxe.

    Weiter sagte Präsident Peres: „Ihr Besuch, Eure Heiligkeit, ist ein bewegendes Ereignis, das die Kraft hat, die religiösen Führer dazu zu bewegen, sich den Kräften ethischer und wissenschaftlicher Erneuerung anzuschließen und es jedem Menschen zu ermöglichen, sich von Verzweiflung, Armut und Gewalt zu befreien. (…) Wir sind eine kleine Nation, aber eine Nation, die sich dem Tikkun Olam, der Verbesserung der Welt, verschrieben hat. Einer Welt, die es verdient, eine Welt der Brüderlichkeit genannt zu werden.
    Mein lieber Freund, ich war jung und bin nun alt. Ich habe gelernt, dass Träume nicht altern und ich empfehle allen, diesem Gedanken zu folgen. Sie haben sich auf Pilgerreise begeben und den Weg bereitet. Seien Sie gesegnet.“

    (Außenministerium des Staates Israel, 26.06.14/Foto: GPO)