Ermittlungen haben ergeben, dass die palästinensische Terrororganisation Hamas Hilfsgelder und –lieferungen des Türkischen Präsidiums für Internationale Kooperation und Koordination (TİKA) veruntreut und für militärische Projekte umgewidmet hat.
Der Allgemeine Sicherheitsdienst (SHABAK) hat bekannt gegeben, dass er im Februar Muhammad Murtaja festgenommen habe, einen Einwohner des Gazastreifens. Murtaja ist der Koordinator der Niederlassung von TİKA im Gazastreifen. Murtaja ist verdächtig, für den militärischen Flügel der Hamas tätig zu sein. Die Ermittlungen ergaben, dass er Ende 2008 von der Hamas rekrutiert worden war. Seit 2009 war er in deren militärischen Flügel aktiv. Seine Aktivitäten beinhalteten unter anderem die Absolvierung militärischer Trainings und Übungen, die Herstellung von Waffen und Sprengsätzen und das Graben von Terrortunneln. Murtaja verwahrte auch in seinem Haus Waffen, wie etwa Handgranaten und Handfeuerwaffen. Die Ermittlungen ergaben, dass die geplante Reise Murtajas zu einem Training von TİKA auch dazu hätte dienen sollen, Informationen zu beschaffen, die die Zielgenauigkeit der von der Hamas auf Israel abgeschossenen Raketen hätten verbessern sollen. Da Murtjas Reise ihn über Israel führte, wurde er dort verhaftet und verhört.
Murtaja war seit 2012 für TİKA als Koordinator im Gazastreifen tätig. TİKA führt für die türkische Regierung humanitäre Projekte durch. Die Ermittlungen ergaben, dass Murtaja TİKA getäuscht hat, indem er die Ressourcen und Gelder der Organisation, die für substantielle humanitäre Projekte im Gazastreifen gedacht waren, zweckentfremdete und sie dem militärischen Flügel der Hamas zuführte. Dies geschah in Abstimmung mit hochrangigen Führungspersonen der Hamas im Gazastreifen, die von Ismail Haniyeh geführt wird. Die Ermittlungen zeigten die verschiedenen Techniken, deren Murtaja sich bediente, um die Gelder zu veruntreuen. So legte er beispielsweise seinen Vorgesetzten bei TİKA eine Liste vermeintlich armer Einwohner des Gazastreifens vor, die für den Erhalt finanzieller Unterstützung in Frage kämen. Die Liste war jedoch in Wirklichkeit von hochrangigen Funktionären der Hamas erstellt worden; die meisten der aufgelisteten Personen waren entweder Terroristen der Hamas oder deren Angehörige, die auf diesem Wege Vorteile und konkrete finanzielle Unterstützung erhielten. Eine weitere Methode Murtajas brachte dem militärischen Flügel der Hamas 2014 während und nach der Operation Schutzwall Millionen Shekel ein. So wurden beispielsweise von TİKA gespendete Nahrungsmittelpakete ausschließlich an Hamas-Mitglieder ausgegeben. Mit Geldern von TİKA wurde außerdem nach dem Ende von Operation Schutzwall eine öffentliche Veranstaltung finanziert, bei der Mitglieder des militärischen Arms der Hamas finanzielle und geldwerte Auszeichnungen erhielten.
Darüber hinaus stellte sich während der Ermittlungen heraus, dass die türkische Stiftung für Menschenrechte, Freiheiten und Humanitäre Hilfe (İHH) ebenfalls geholfen hatte, die Aktivitäten des militärischen Arms der Hamas unmittelbar zu finanzieren. İHH war bereits 2008 aufgrund ihrer Unterstützung der Hamas von Israel als Terrororganisation eingestuft worden. Die Ermittlungen ergaben nun, dass Mehmet Kaya, der Koordinator von İHH im Gazastreifen, Bargeld an Ismail Haniyeh und Raad Saad übergeben hat, das für den militärischen Arm der Hamas bestimmt war. Das von İHH an die Hamas übermittelte Geld wurde unter anderem dazu genutzt, ein Trainingszentrum für Hamas Marine-Einheiten zu bauen und Ausrüstung und Waffen zu erwerben. Über Jahre hat die İHH auf diesem Wege systematisch Gelder an die den militärischen Arm der Hamas übermittelt, die diese für die Rüstung der Organisation einsetzen sollte.
Murtaja hat während der Ermittlungen viele Informationen über operative Abläufe preisgegeben, so zu Tunnelrouten, den Methoden der Hamas beim Tunnelbau, Aktionspläne für Kämpfe und Waffenherstellung. Die Verhöre Murtajas bieten einen tiefen Einblick in die Methoden, die die Hamas einsetzt, um Ressourcen für die Aufrüstung zu erlangen. Diese Informationen zeigen, gemeinsam mit anderen Informationen, die durch die Ermittlungen gegen weitere Mitglieder des militärischen Arms der Hamas im vergangenen Jahr gewonnen wurden, welche Anstrengungen die Hamas unternimmt, um sich auf eine militärische Konfrontation in Israel vorzubereiten. Dies geht auf Kosten der humanitären Lage im Gazastreifen.
Die Ermittlungen haben die verschiedenen betrügerischen Methoden zu Tage gebracht, die die Hamas gegenüber der internationalen Gemeinschaft und Hilfsorganisationen zum Einsatz bringt. Durch Betrug, der die höchsten Ränge der Führung der Hamas zum Komplizen hat, werden Geld und Ressourcen, die für die Menschen und den Aufbau vor Ort gedacht waren, veruntreut und der Terrororganisation Hamas zugeführt, die sich so noch stärker auf ihre Aufrüstung konzentrieren kann.
(Allgemeiner Sicherheitsdienst, 21.03.17)