Gerechte unter den Volkern geehrt Otten

Gerechte unter den Völkern geehrt

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    Der Enkelsohn der Geehrten, Günther Otten, mit Botschafter Jeremy Issacharoff Der Enkelsohn der Geehrten, Günther Otten, mit Botschafter Jeremy Issacharoff copyright: Landtag NRW
     
     
    In Düsseldorf sind am Montag Josef und Maria Otten posthum als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt worden. Die Ehrung fand im Rahmen einer Festveranstaltung statt, bei der das 70-jährige Bestehen des Staates Israel gefeiert wurde.

     

    Josef und Maria Otten hatten Emanuel Nooitrust das Leben gerettet, mit dessen Familie sie verschwägert waren. Peter Belgo, der Bruder von Maria Otten, hatte Bertchen Nooitrust geheiratet, die Tochter von Salomon Nooitrust – er war der Bruder von Emanuel Nooitrust.

     

    Der Jude Emanuel Nooitrust war mit der Christin Emma Schaaf verheiratet. Die beiden lebten in Essen und hatten drei Kinder. Emanuel Nooitrust hatte im Ersten Weltkrieg als Soldat für Deutschland gekämpft. Er wurde verwundet und kehrte mit Auszeichnung aus dem Krieg zurück. Da er mit einer „Arierin“ verheiratet war, war er zunächst vor der Deportation geschützt. Doch im Sommer 1944 erhielt auch Emanuel Nooitrust den Deportationsbefehl. In seiner Not wandte er sich an seine Nichte Bertchen, die Tochter seines Bruders Salomon. Bertchen fragte ihre Schwägerin Maria und deren Mann Josef Otten in Düsseldorf, ob sie Emanuel verstecken können. Und das Ehepaar Otten zögerte keine Sekunde und entschied, dem verfolgten Juden Emanuel Nooitrust zu helfen. Neun Monaten lang versteckten sie ihn im Keller ihres Hauses und versorgten ihn über den gesamten Zeitraum mit Lebensmitteln. Sie riskierten ihr eigenes Leben, um ihn zu retten. Mit Hilfe des Ehepaars Otten konnte Emanuel Nooitrust den Holocaust überleben.

     

    Nach dem Ende des Krieges schrieb Emanuel Nooitrust eine Erklärung:

    "Ich, Emanuel Israel Nooitrust, geboren am 19. März 1885 in Essen, bestätige hiermit, dass Herr Josef Otten aus Düsseldorf (der Schwager meiner Nichte) mich neun Monate versteckt gehalten hat, als die Gestapo mich ins KZ schaffen wollte. Auch hat er mich in der Lebensunterhaltung unterstützt, da ich keine Lebensmittelkarte erhielt."

     

    Günther Otten, der die Auszeichnung stellvertretend für seine 1959 und 1979 verstorbenen Großeltern Maria und Josef Otten entgegennahm, sagte bei der Ehrung:

     

    „Dass einmal meinen Großeltern nach so vielen Jahren diese Ehrung und Aufmerksamkeit zuteilwerden würde, hätten sie zu ihren Lebzeiten nie zu träumen gewagt.

     

    Meinen Großeltern war sicher nicht bewusst, dass ihr Handeln als stille Aufforderung verstanden werden kann, sich einzumischen, wenn Menschlichkeit gefordert ist.

     

    Liebe Großeltern, das habt ihr gut gemacht. Für mich seid ihr ein Vorbild.“

     

    Emanuel Nooitrusts Urenkelin Alexandra Nooitrust nahm ebenfalls an der Ehrung teil.

     

    Zu der Feierstunde zum 70. Jahrestag der Staatsgründung hatte Landtagspräsident

    André Kuper eingeladen. Auch Ministerpräsident Armin Laschet war zugegen und sprach ein Grußwort.

     

    Botschafter Jeremy Issacharoff sagte: „Die Verbindungen zwischen unseren beiden Ländern und ihren Bürgerinnen und Bürgern haben eine beispiellose Vergangenheit. Aber es ist genau diese Vergangenheit, die dem Band zwischen Israel und Deutschland einen einmaligen Charakter gibt. Es ist allseits bekannt, dass die Verbindungen zwischen Nordrhein-Westfalen und Israel seit Jahrzehnten besonders eng und intensiv sind. Unsere erste diplomatische Vertretung war in diesem Bundesland. Ich möchte die Möglichkeit nutzen, der aktuellen Landesregierung, dem aktuellen Landtag, aber auch allen, die heute hier sind und sich in der Vergangenheit für die Entwicklung und Stärkung der bilateralen Kooperationen und Verbindungen mit dem Staat Israel eingesetzt haben, zu danken.“

     

    (Botschaft des Staates Israel/Landtag NRW, 14.05.18)