Hunderte Demonstrierende hatten sich am Samstagabend (10.11.) zu
einer Solidaritätskundgebung auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor
versammelt. Sie demonstrierten „Gegen Antisemitismus, für Israel und für
Jerusalem“. 70 Jahre nach der Staatsgründung Israels, 80 Jahre nach der
Reichspogromnacht und in Zeiten wachsenden Hasses sei es Zeit für solch eine
Kundgebung, erklärten die Veranstalter. Sie gehen von etwa 700 Teilnehmern aus.Es gebe einen „wachsenden Bedarf für eine
praxisorientierte Ausbildung zur Identifikation und Bekämpfung von
Antisemitismus auf exekutiver Ebene sowie eine solide Bildungsarbeit an Schulen
bezüglich historischer, religiöser und gesellschaftlicher Aspekte des
Antisemitismus sowie der Entwicklung des modernen Staates Israel“. Dies teilten
die Veranstalter der Kundgebung in einer Pressemitteilung mit.
Die Redner forderten die Bundesregierung auf, die
Beziehungen zu Iran, „dessen Regierung offen zur Auslöschung Israels aufruft“,
zu prüfen. Zudem solle sie sich für „Sanktionen zur Eindämmung des iranischen
Atomprogramms“ einsetzen.
Arje Scharuz Schalicar, Mitarbeiter im israelischen
Ministerium für Nachrichtendienste und ehemaliger Armeesprecher Israels, war
eigens zu diesem Termin aus Israel angereist. Er berichtete von seiner Kindheit
in Berlin, während der er mehrfach angefeindet wurde, weil er Jude ist. „Auch
heute ist es unsere Aufgabe, gegen Judenhass aufzustehen. Deutschland darf es
nicht hinnehmen, dass der Iran sein Atomprogramm ausbaut, um Israel zu
vernichten.“
Einen freien Abend wollte eigentlich Knessetmitglied
Jechiel Bar, stellvertretender Sprecher des israelischen Parlaments, in Berlin
verbringen. „Plötzlich sah ich so viele israelische Flaggen unter dem
Brandenburger Tor“, erzählte Bar. „Da sagte ich zu meinem Mitarbeiter: Komm, da
müssen wir hin.“ Spontan hielt der Oppositionspolitiker von der Zionistischen
Union eine Rede: „Vor 80 Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass ich als Jude
hier stehe“, sagte er den versammelten Demonstranten. „Mein Großvater ist
Holocaustüberlebender aus Polen. Was würde er sagen, wenn er wüsste, dass ich
heute nicht nur als Jude, sondern auch als Politiker des jüdischen Staates an
diesem historischen Ort eine Rede halte? Zwischen damals und heute gibt es noch
einen Unterschied: Heute gibt es einen starken jüdischen Staat, der Juden aus aller
Welt eine Heimat bietet. Diese Sicherheit müssen wir erhalten.“
Josias Terschüren, Direktor Öffentlichkeitsarbeit der
„Initiative 27. Januar“ und Pressesprecher der Kundgebung, fasste zusammen: „In
Zeiten wie diesen sind wir als Zivilgesellschaft gefordert, unseren Standpunkt
öffentlich deutlich zu machen und unsere Anliegen zu vertreten. Wir sind
dankbar für die guten deutsch-israelischen Beziehungen und möchten gerne
unseren Teil dazu beitragen, sie noch besser zu machen. Dazu gehört für uns die
Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels, die historisch und juristisch
begründet und somit legitim und echtem Frieden zuträglich wäre. Daneben fordern
wir ausdrücklich die eindeutige Abkehr von der bisherigen wohlwollenden Außen-
und Wirtschaftspolitik gegenüber dem Iran, der Israel offen, unverhohlen und
existenziell bedroht.“
Terschüren ergänzte, Bundeskanzlerin Angela Merkel
habe die nukleare Bewaffnung des Iran jüngst zu Recht als „reale Gefahr für
Israel” bezeichnet, die es zu verhindern gälte. „Da dürfen wir nicht tatenlos
danebenstehen und uns am unzulänglichen Atomabkommen festklammern.“
Harald Eckert, erster Vorsitzender von Christen an der
Seite Israels wertete die Kundgebung im Nachgang als ein wichtiges Zeichen der
Solidarität mit Israel, gerade auch in Bezug auf die jüngsten terroristischen
Angriffe der Hamas auf das Land. „Wir haben gemeinsam gezeigt, dass Israel in
Deutschland Freunde hat auf die es sich verlassen kann! Freunde, die Gut und
Böse zu unterscheiden vermögen und im Konfliktfall Ursache und Wirkung nicht
verwechseln. Jetzt gilt es diese Unterstützung auch über die Kundgebung hinaus
in den sozialen Medien und im Umfeld eines Jeden sichtbar zu machen, gerade
wenn Israel sich in der öffentlichen Meinung wieder heftigen Attacken
ausgesetzt sieht. Wir stehen an der Seite Israels!“
Die Kundgebung verlief ohne Zwischenfälle. Aufgerufen
hatten die Organisationen „Christen an der Seite Israels“, „Initiative 27.
Januar“, die „ICEJ Deutschland“ sowie der „Marsch des Lebens“.
(Initiative27. Januar e.V., 15.11.18)