Gedenken an Yitzhak Rabin

Gedenken an Yitzhak Rabin

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    Premierminister Lapid bei der Gedenkveranstaltung Premierminister Lapid bei der Gedenkveranstaltung copyright: GPO/ Kobi Gideon
     
     
    ​Premierminister Yair Lapid sprach am Sonntag (6.11.) bei der staatlichen Gedenkfeier für Yitzhak und Leah Rabin auf dem Herzlberg in Jerusalem. Der damalige Premierminister Yizhak Rabin war am 4. November 1995 von einem radikalen Israeli erschossen worden.
     
    "Wie es das Schicksal will, findet diese Gedenkfeier für Yitzhak Rabin nur wenige Tage nach den Wahlen statt, aus denen der Staat Israel wieder einmal gespalten und wütend hervorgegangen ist und sich in 'wir und sie' zu spalten droht.
     
    Es gibt kein 'wir und sie', nur wir. Die Ermordung Rabins war ein Versuch, die Vorstellung von unserem Zusammenleben zu zerstören. Wir haben ihn knapp überlebt, aber die Wunden sind noch nicht verheilt. Es ist unsere Aufgabe, sie jeden Tag aufs Neue zu heilen.
     
    Wir sind hier zusammen. Religiöse und Säkulare, Rechte, Linke und Zentristen. Unsere Meinungsverschiedenheiten sind tief, sie sind real und manchmal notwendig, aber vor allem haben wir eine gemeinsame Verantwortung. Die IDF gehört uns allen. Die Polizei gehört uns allen. Das Rechtssystem gehört uns allen. Die Bibel gehört uns allen.
     
    Die absolute Mehrheit der Bürger dieses Landes glaubt an die Rechtsstaatlichkeit, die demokratischen Werte und den gegenseitigen Respekt. Die absolute Mehrheit der Israelis will ein Judentum, das uns eint, kein Judentum, das ein politisches Instrument ist, und schon gar kein Judentum, das Gewalt gutheißt.
     
    Die absolute Mehrheit der israelischen Bürgerinnen und Bürger ist nicht bereit, sich ihr Leben von Hass diktieren zu lassen. Sie sind nicht bereit, ihre Nachbarn zu hassen, diejenigen, mit denen sie in der Armee gedient haben, diejenigen, die mit ihnen am Schabbattisch sitzen.
     
    Wir müssen jetzt, in diesem Moment, entscheiden, wohin sich dieses Land entwickelt. Wir stehen kurz vor dem Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt, aber wir haben es noch in der Hand. Wir können immer noch die Richtung ändern. Die Realität ist nicht das unvermeidliche Ergebnis von Demografie oder Geografie: Sie ist das Ergebnis der Entscheidungen, die wir treffen.
     
    Unsere Demokratie mag nicht in der Heiligen Schrift stehen, aber diese Zeremonie erinnert uns daran, dass unsere Demokratie mit Blut geheiligt ist. Yitzhak Rabin wurde von jemandem ermordet, der ihm durch gewaltsame Aufwiegelung weismachte, er müsse die Entscheidung der Wähler nicht akzeptieren. Auch daran müssen wir uns erinnern und dürfen es nicht vergessen.
     
    Es wäre eine Beleidigung für diesen Ort, es wäre ein Schlag gegen Rabins Andenken und das Andenken all derer, die hier auf diesem Berg verewigt sind, wenn wir mit dieser zerstörerischen Sucht nach der Teilung in 'wir und sie' fortfahren. Bei der Abschlussfeier des Offizierskurses in Bahad 1 gibt es kein "wir und sie". Es gibt kein 'wir und sie' beim Pessach-Seder oder wenn man gemeinsam in der Schlange vor einem Familiengesundheitszentrum steht.
     
    Es gibt kein 'wir und sie', wenn das lächelnde Gesicht der 18-jährigen Noa Lazar aus Emek Hefer auf Hunderttausenden von Bildschirmen gleichzeitig erscheint, sie, die unsere Tochter hätte sein können, aber getötet wurde, um unser Leben zu verteidigen.
     
    Wir schulden es ihr, wir schulden es Yitzhak Rabin, nicht aufzugeben. Niemals, niemals, niemals aufzugeben. Dass wir für das Gemeinwohl kämpfen. Dass wir nicht zulassen, dass dieses Land in wütende Stämme zerfällt. Ich bin nicht bereit, dass dieses Land an Streitereien und Hass zugrunde geht, denn ich weiß, wie das endet.
     
    Es endet mit drei Schüssen, es endet hier. In dieser Zeremonie. An diesem Ort.
     
    Diese Gedenkfeier, dieser Tag hat keinen Sinn, wenn wir nicht etwas daraus lernen. Wenn wir nicht die Lektion lernen. Was wir aus dem Leben und dem Tod von Yitzhak Rabin lernen müssen, ist, dass die Liebe zu unserem Heimatland zuallererst die Liebe zu denen bedeutet, die mit uns in diesem Heimatland zusammenleben.
     
    "Möge seine Erinnerung ein Segen sein."

    (Außenministerium des Staates Israel, 6.11.2022)​