Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
zum jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashana sende ich Ihnen meine besten
Wünsche und Grüße.
In Israel blicken wir auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Aus den Wahlen im März
2015 ging Ministerpräsident Binyamin Netanyahu als Sieger hervor. Neben den
aktuellen innenpolitischen Aufgaben stellen auch die Entwicklungen in unseren
arabischen Nachbarstaaten und der extremistische Terror der Islamisten im
gesamten Nahen Osten die neue Regierung und die Bevölkerung vor immerwährende Herausforderungen.
Doch inmitten dieser Region der Unruhe und Gewalt ist und bleibt der Staat
Israel ein Anker der Stabilität, Demokratie und Freiheit, des Pluralismus und
Fortschritts.
Politiker und Bürger in Israel sind über alle Parteigrenzen hinweg sehr
besorgt über die Vereinbarung mit dem Iran im Atomstreit. Schon jetzt fördert
das Regime im Iran den internationalen Terror und bedroht nicht nur permanent
den Staat Israel, sondern die Freiheit und Demokratie in der ganzen Welt. Da
wir einer direkten Bedrohung ausgesetzt sind, werden wir weiter unserer
Überzeugung Ausdruck verleihen, dass dieses aus unserer Sicht schlechte Abkommen
den Weg des Iran zur Atombombe nicht verhindert, sondern nur verzögert. Die Einschätzung,
die Alternative zu diesem Abkommen sei zwangsläufig Krieg, teilen wir nicht.
Wir betonen vielmehr, dass die Alternative ein besseres Abkommen sein muss.
Unsere bilaterale Agenda bestimmt im Jahr 2015 der 50. Jahrestag der Aufnahme
diplomatischer Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik
Deutschland. Den politischen Höhepunkt markierten im Mai der Staatsbesuch von
Präsident Reuven Rivlin und der gemeinsame Festakt mit Bundespräsident Joachim
Gauck in Berlin. Unzählige israelisch-deutsche Höhepunkte erleben wir das ganze
Jahr über bei sportlichen und musischen Begegnungen, bei Konferenzen zu
Bildung, Wirtschaft, Umwelt, Wissenschaft und Forschung, bei künstlerischen
Projekten oder im Jugendaustausch und bei Städtepartnerschaften. Zahlreiche
Jüdische Kulturtage in deutschen Städten standen in diesem Jahr unter dem Motto
der „50 Jahre“. Es freut mich, dass sich in diesem Jubiläumsjahr viele Bürger und
viele jüdische Gemeinden hier im Land so sichtbar im Zeichen der israelisch-deutschen
Freundschaft engagieren. Indem wir die Gegenwart und Zukunft gestalten, ohne
die Vergangenheit zu vergessen, bewahren wir die Einzigartigkeit unserer
Beziehungen. Dass das wichtig ist, zeigen auch die Herausforderungen, vor denen
wir stehen. Der Antisemitismus in Deutschland und Europa und die mitunter
großen Unterschiede in der Betrachtung des jeweils anderen Landes sind da nur
zwei Beispiele.
Trotz allem werden wir niemals aufhören zu hoffen, dass das neue Jahr für Israel
und für alle Juden weltweit mehr Sicherheit und Frieden bringen wird. Und wir
werden weiterhin alles dafür tun, damit sich unsere Hoffnung erfüllt.
Ich wünsche Ihnen ein friedliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 5776.
Shana
tova u-metuka! Ketiva ve-chatima tova!
Yakov
Hadas-Handelsman