Der ägyptische Außenminister Sameh Shoukry hat am Sonntag Israel besucht. Vor seinem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erklärte dieser:
„Zwischen unseren beiden Nationen besteht Frieden, seitdem wir vor 37 Jahren unseren historischen Friedensvertrag geschlossen haben. Die Friedensverträge zwischen Israel und Ägypten und zwischen Israel und Jordanien sind die Eckpfeiler der Stabilität in der Region und für unsere Länder von großem Vorteil. Sie sind auch die Eckpfeiler eines weitreichenderen regionalen Friedens und einer weitreichenderen Stabilität, die wir zu erreichen hoffen. Daher begrüße ich das jüngste Angebot des [ägyptischen] Präsidenten al-Sisi, für die Bemühungen, den Frieden mit den Palästinensern und eines weitergehenden Friedens in der Region die Führung zu übernehmen.
Ich rufe heute nochmals die Palästinenser auf, dem großartigen Beispiel Ägyptens und Jordaniens zu folgen und für direkte Verhandlungen zu uns zu kommen. Dies ist der einzige Weg, wie wir all die ungeklärten Probleme zwischen uns klären können und die Vision eines Friedens basierend auf zwei Staaten für zwei Völker in Realität verwandeln.
Herr Außenminister, ich möchte Sie in Jerusalem herzlich begrüßen, und ich freue mich auf unser Gespräch.“
Außenminister Shoukry sagte:
„Mein heutiger Besuch in Israel findet an einer für den Nahen Osten kritischen Wegscheide statt. Der palästinensisch-israelische Konflikt wütet nun seit mehr als einem halben Jahrhundert, er hat Tausende Opfer gefordert und sowohl die Hoffnungen und Sehnsüchte von Millionen von Palästinensern zerstört, ihren unabhängigen Staat basierend auf den Grenzen von 1967 mit Ostjerusalem als seiner Hauptstadt zu errichten, als auch die Sehnsucht von Millionen von Israelis, in Frieden, Sicherheit und Stabilität leben zu können.
Die Lage im Nahen Osten wird immer unbeständiger und gefährlicher, besonders, da das Phänomen des Terrorismus wächst und sich stark vermehrt und eine existentielle Bedrohung für die Menschen in der Region und die Welt insgesamt darstellt. Kein Mensch, keine Gruppe ist ausgenommen, niemand ist vor dieser Bedrohung gefeit. Bewaffnete Konflikte und Auseinandersetzungen breiten sich ebenfalls in der Region aus und führen zu alarmierendem humanitären Leid und bedrohen die Stabilität des Nahen Ostens.
Mein heutiger Besuch in Israel steht in der Tradition der dauerhaften ägyptischen Verantwortung für Frieden für Ägypten selbst und alle Völker in der Region, besonders die Palästinenser und Israelis, die seit so vielen Jahrzehnten aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen ihnen leiden.
Dieser Besuch ist Teil der Vision von Präsident al-Sisi für die Errichtung eines gerechten und dauerhaften Friedens zwischen Israelis und Palästinensern und einer Beendigung dieses langen Konflikts, die er am 17. Mai erläutert hat. Ein solch monumentales Werk wird einen weitreichenden, dramatischen und positiven Einfluss auf die gesamten Bedingungen in der Nahostregion haben.
Ägypten bleibt bereit, zum Erreichen dieses Ziels beizutragen. Wir schätzen das Vertrauen beider Seiten und der internationalen Gemeinschaft in unsere Verpflichtung zu Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit.
In diesem Zusammenhang habe ich am 29. Juni einen wichtigen Besuch in Ramallah unternommen, während dessen ich mich mit der palästinensischen Führung getroffen und ausgedehnte Gespräche geführt habe. Heute bin ich in Israel, um denselben Dialog fortzusetzen, damit wir gemeinsam unseren Weg zu Verständnis finden können, um ernsthafte Schritte zu unternehmen, internationale Legitimität zu erhalten und die Verträge und Abkommen zu respektieren, die durch die beiden Konfliktparteien bisher erreicht wurden, um die Zweistaatenlösung zu realisieren.
Das Ziel, das wir durch Verhandlungen zwischen den beiden Parteien erreichen wollen, ist eines, das auf Gerechtigkeit, legitimen Rechten und gegenseitiger Bereitschaft beruht, friedlich in zwei benachbarten unabhängigen Staaten in Frieden und Sicherheit zusammenzuleben.
Es ist nicht länger akzeptabel zu behaupten, der Status Quo sei das Maximum dessen, was wir von den Hoffnungen und Sehnsüchten der Palästinenser und Israelis erreichen können.
Der gegenwärtige Status Quo ist unglücklicherweise weder stabil noch zukunftsfähig. Er entspricht weder den Hoffnungen beider Völker, noch denen der Völker in der Region und dem Rest der Welt.
Die Vision der Zweistaatenlösung ist nicht zu weit hergeholt. Eine Vielzahl an Ideen und Initiativen wurde vorgestellt, um sie Realität werden zu lassen – vor allem die arabische Friedensinitiative. Doch diese Vision zu erreichen, erfordert ebenso ernsthafte Schritte zur Vertrauensbildung wie einen echten Willen, der unter keinen Umständen wankt.
Ich möchte versichern, dass die ägyptische Verpflichtung zur Unterstützung einer gerechten, nachhaltigen und zukunftsfähigen Lösung für den palästinensisch-israelischen Konflikt und zur Unterstützung von Frieden und Sicherheit im Nahen Osten unerschütterlich ist und dass die ägyptische Führung es mit ihrer Entschlossenheit, alle nur möglichen Formen der Unterstützung zum Erreichen dieses noblen Zieles zu bieten ernst meint. Ich freue mich darauf, die Möglichkeiten des Friedens und weitere politische Themen in Zusammenhang mit unseren bilateralen Beziehungen in unserem Gespräch tiefgehender zu erörtern, Herr Ministerpräsident.
Ich bin sicher, es wird eine fruchtbare Diskussion zu beider Vorteil. Ich danke Ihnen.“
(Amt des Ministerpräsidenten, 10.07.16)