Der Gesandte der Botschaft, Avi Nir-Feldklein, hat am
Montag bei einer Konferenz des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste
gesprochen. Die Veranstaltung trug den Titel „20 Jahre Washingtoner Prinzipien:
Wege in die Zukunft“ und beschäftigte sich mit dem Stand der Provenienzforschung
20 Jahre nach der Verabschiedung der Prinzipien zu NS-Kunst- und Kulturgutraub.
In seiner Begrüßungsansprache verband der Gesandte die
NS-Raubkunst eng mit dem Schicksal der Menschen, denen sie jeweils genommen
wurde. Nir-Feldklein erklärte unter anderem:
„Bei Raubkunst sprechen wir nicht nur über gestohlene
Kunst, wir sprechen über geplünderte Seelen.
Wird ein Kunstwerk zurückgegeben an die Enkelkinder
des Besitzers, von dem es einst gestohlen wurde, dann ist das nicht nur die
Rückkehr von Künstlern wie Matisse oder Chagall. Es ist die Rückkehr von
Momenten des Glücks, von Erinnerungen des Enkelkindes.
Daran, wie es einst den Kopf auf den Schoß der
Großmutter legte, sie durch seine Haare strich und er dabei einen Max Liebermann
an der Wand betrachtete. So wie das Bild ‚Zwei Reiter am Strand‘. Es ließ das
Enkelkind immer auf den Sommer warten. Weil die Großmutter ihm versprochen
hatte, dass sie – wie die zwei Reiter auf dem Bild - bald zusammen an die
Nordsee fahren würden.
An die Nordsee ist das Enkelkind nie gekommen, weil
die Welt um ihn herum zusammenbrach. Doch man kann diesem Enkelkind auch heute
noch etwas Gerechtigkeit zukommen lassen. Mit der Annahme der Jerusalemer
Erklärung können dieses und andere Bilder nach Israel zurückkehren.
Wenn das Enkelkind dann in das Israel Museum in
Jerusalem geht, wird es nicht nur das Bild von Max Liebermann sehen, sondern
auch seine Großmutter vor seinem inneren Auge. Die Erinnerung daran, wie sie
einst lächelte und ihm durch die Haare strich.
Bitte, tun Sie das Richtige: Nehmen Sie die
Jerusalemer Erklärung an. Wir reden hier nicht über gestohlene Kunst, sondern
über geplünderte Seelen, geplünderte Hoffnung, geplündertes Lächeln. Und
in vielen Fällen über ihre geplünderten Leben.”
Die „Jerusalemer Erklärung zur Zukunft von Raubkunst“
ist eine am 4. Oktober dieses Jahres verabschiedete Erklärung von Vertretern
und Nachfahren jüdischer Opfer der Verfolgungen durch das Nazi-Regime, die dazu
aufruft, alles zu tun, um gerechte Lösungen für die Rückgabe gestohlener Kunst an
ihre ursprünglichen Inhaber und ihrer Erben zu finden. Außerdem sollen gerechte
Lösungen in Fällen gefunden werden, wo Besitzer, oder Erben früherer jüdischer
Besitzer, Individuen oder juristische Personen nicht identifiziert werden
können.
Unter anderem fordert die Erklärung, in solchen Fällen
die Kunstwerke in israelischen und internationalen Museen auszustellen, bis die
Besitzverhältnisse abschließend geklärt sind.
(Botschaft des Staates Israel, 29.11.18)