20 Jahre Washingtoner Prinzipien

20 Jahre Washingtoner Prinzipien

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    Das Gemälde "Zwei Reiter am Strand" von Max Liebermann Das Gemälde "Zwei Reiter am Strand" von Max Liebermann copyright: Von Max Liebermann - 2. spiegel.de1. Süddeutsche Zeitung 06.11.2013 cropped, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33498320
     
     
    Der Gesandte der Botschaft, Avi Nir-Feldklein, hat am Montag bei einer Konferenz des Deutschen Zentrums für Kulturgutverluste​ gesprochen. Die Veranstaltung trug den Titel „20 Jahre Washingtoner Prinzipien: Wege in die Zukunft“ und beschäftigte sich mit dem Stand der Provenienzforschung 20 Jahre nach der Verabschiedung der Prinzipien zu NS-Kunst- und Kulturgutraub.

     

    In seiner Begrüßungsansprache verband der Gesandte die NS-Raubkunst eng mit dem Schicksal der Menschen, denen sie jeweils genommen wurde. Nir-Feldklein erklärte unter anderem:

     

    „Bei Raubkunst sprechen wir nicht nur über gestohlene Kunst, wir sprechen über geplünderte Seelen.

     

    Wird ein Kunstwerk zurückgegeben an die Enkelkinder des Besitzers, von dem es einst gestohlen wurde, dann ist das nicht nur die Rückkehr von Künstlern wie Matisse oder Chagall. Es ist die Rückkehr von Momenten des Glücks, von Erinnerungen des Enkelkindes.

     

    Daran, wie es einst den Kopf auf den Schoß der Großmutter legte, sie durch seine Haare strich und er dabei einen Max Liebermann an der Wand betrachtete. So wie das Bild ‚Zwei Reiter am Strand‘. Es ließ das Enkelkind immer auf den Sommer warten. Weil die Großmutter ihm versprochen hatte, dass sie – wie die zwei Reiter auf dem Bild -  bald zusammen an die Nordsee fahren würden.

     

    An die Nordsee ist das Enkelkind nie gekommen, weil die Welt um ihn herum zusammenbrach. Doch man kann diesem Enkelkind auch heute noch etwas Gerechtigkeit zukommen lassen. Mit der Annahme der Jerusalemer Erklärung können dieses und andere Bilder nach Israel zurückkehren.

     

    Wenn das Enkelkind dann in das Israel Museum in Jerusalem geht, wird es nicht nur das Bild von Max Liebermann sehen, sondern auch seine Großmutter vor seinem inneren Auge. Die Erinnerung daran, wie sie einst lächelte und ihm durch die Haare strich.

     

    Bitte, tun Sie das Richtige: Nehmen Sie die Jerusalemer Erklärung an. Wir reden hier nicht über gestohlene Kunst, sondern über geplünderte Seelen, geplünderte Hoffnung,  geplündertes Lächeln. Und in vielen Fällen über ihre geplünderten Leben.”

     

    Die „Jerusalemer Erklärung zur Zukunft von Raubkunst“ ist eine am 4. Oktober dieses Jahres verabschiedete Erklärung von Vertretern und Nachfahren jüdischer Opfer der Verfolgungen durch das Nazi-Regime, die dazu aufruft, alles zu tun, um gerechte Lösungen für die Rückgabe gestohlener Kunst an ihre ursprünglichen Inhaber und ihrer Erben zu finden. Außerdem sollen gerechte Lösungen in Fällen gefunden werden, wo Besitzer, oder Erben früherer jüdischer Besitzer, Individuen oder juristische Personen nicht identifiziert werden können.

     

    Unter anderem fordert die Erklärung, in solchen Fällen die Kunstwerke in israelischen und internationalen Museen auszustellen, bis die Besitzverhältnisse abschließend geklärt sind.

     

    (Botschaft des Staates Israel, 29.11.18)