An der Zeremonie nahmen auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer, Überlebende der israelischen Olympiamannschaft von 1972 und Familienangehörige der ermordeten Sportler teil.
Reden wurden von Staatspräsident Rivlin, Bundespräsident Steinmeier, Ministerpräsident Seehofer, dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter, dem Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Thomas Bach und Ankie Spitzer gehalten, der Witwe des ermordeten Fechttrainers Andre Spitzer.
Zuvor hatte der Bayerische Minister für Sport, Ludwig Spaenle, den Gedenkort vorgestellt. Vertreter der Opferfamilien enthüllten die Gedenktafel. Im Anschluss gab es eine Schweigeminute, nach der Ilana Romano, die Witwe des Gewichthebers Yosef Romano, eine Rede hielt.
Sie erklärte unter anderem: „Wir stehen hier an dem Ort, an dem unsere Lieben vor 45 Jahren standen. Sie empfanden damals großen Stolz auf die historische Gelegenheit, den jüdischen Staat bei den Olympischen Spielen repräsentieren zu können. Sie dachten nicht, dass dieser Status über ihr Schicksal und das ihrer Familien entscheiden würde. Sie wurden von bösartigen Mördern getötet, und kehrten in Särgen nach Hause zurück. […] Heute empfinden wir tiefen Schmerz, doch wir empfinden auch Erfüllung und Dankbarkeit für die Errichtung des Museums. Wir haben das Gefühl, dass das Andenken an die Athleten nicht vergessen wird. Wir danken Bundeskanzlerin Merkel für Ihre Verpflichtung für die Erinnerung an die Tragödie. Wir danken dem Bayerischen Ministerpräsidenten, der versprochen hat, ein Museum zu gründen, und dies getan hat.“
Während der Zeremonie verlas der ehemalige israelische Generalkonsul in München, Tibi Schlosser, die Namen der elf Opfer des Anschlages, Moshe Weinberg, Yossef Romano, Yossef Gutfreund, Amitzur Shapira, Ze'ev Friedman, Eliezer Halfin, Andre Spitzer, Kehat Shorr, David Berger, Yakov Springer, und Mark Slavin.
Staatspräsident Rivlin sagte in seiner Rede bei der Gedenkveranstaltung unter anderem: „Im September 1972, vor genau 45 Jahren, liefen Mitglieder der israelischen Olympiamannschaft durch das Olympische Dorf. Junge Männer, voller Hoffnungen und Träume. Athleten, die Rekorde brechen wollten, Sportler, die Weltmeister werden, eine olympische Medaille heimbringen wollten. Aber vor allem wollten sie leben, mit ihren Familien, ihren Kindern, ihren Lieben. Das Massaker hat das alles zerstört. 45 Jahre sind nun vergangen. Und heute sind wir wieder hier. 45 Jahre sind vergangen, bis hier wieder eine offizielle israelische Delegation steht, des Staates Israel, auf den Pfaden des Olympischen Dorfes, auf Münchner Boden, in Deutschland.
Wir marschieren hier, und unsere Gefallenen marschieren mit uns. Liebe Brüder, wir folgen heute den Pfaden, auf den ihr gelaufen seid. Wir gehen hier, und bei uns sind eure Kinder, eure Enkel, eure Familien, eure Mannschaftskameraden, alle, die euch nicht für einen Moment vergessen haben. Wir gehen hier, mit israelischen Sportlerinnen und Sportlern, Gewinnern olympischer Medaillen, die in euch ein Symbol und Vorbild gesehen haben, und eure Träume erfüllt haben, zurückzukommen, um bei den Olympischen Spielen anzutreten und eine Medaille nach Hause nach Israel zu bringen. Auch für euch. Auch in eurem Namen. Weil eure Träume ein Testament sind.
Wir sind heute hier ins Olympische Dorf gekommen, 45 Jahre zu spät, um den Kreis zu schließen. Um einen Kreis zu schließen, der niemals geschlossen werden wird.“
Der Staatspräsident sprach von der besonderen Bedeutung zu jener Zeit, für eine Olympiamannschaft in Deutschland anzutreten. „Israelische Sportler kamen nach München, mit dem olympischen Geist von Brüderlichkeit, Freiheit und Einheit. In der Mannschaft waren auch Angehörige von Holocaust-Überlebenden. Doch von einem Moment zum anderen verwandelte sich das Olympische Dorf in ein Schlachtfeld. Die Olympische Fahne war mit Blut befleckt. Die ineinander verwobenen Ringe – das Symbol von Brüderlichkeit und Einheit – waren auseinander gerissen worden. Die Olympischen Spiele von München waren eine Olympiade des Blutes. All jene, die alt genug sind, um sich daran zu erinnern, werden niemals diese Stunden vergessen, in denen wir dem Schicksal der Geiseln gefolgt sind. Ich erinnere mich sehr gut daran. Ich erinnere mich an die Momente der Hoffnung nach der falschen Erklärung, die Geiseln seien in Sicherheit. Und ich erinnere mich an das furchtbare Gefühl mit den schrecklichen Nachrichten, dass die Geiseln ermordet worden waren. Nicht einer von ihnen war am Leben gelassen worden.“
Der Staatspräsident zitierte Premierministerin Golda Meier mit den Worten: „Siebenundzwanzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Juden auf deutschem Boden ermordet, gefesselt und geknebelt.“
Der Staatspräsident betonte die Wichtigkeit des Erinnerungsortes als Teil des unerschütterlichen Kampfes gegen Terror weltweit.
Er dankte den Familien und den Mitgliedern der Olympiamannschaft für ihren Einsatz für das Gedenken an die Opfer und dem ehemaligen israelischen Generalkonsul in München für seine Arbeit für die Verwirklichung des Gedenkortes. Weiterer Dank ging an Ludwig Spaenle, Horst Seehofer und Bundespräsident Steinmeier.
Bundespräsident Steinmeier sagte in seiner Rede unter anderem:
„[I]ch kann hier nicht vor Sie treten, ohne über die Gegenwart genauso ehrlich zu sprechen wie über die Vergangenheit. Es gibt immer noch Menschen, die in ihrem Hass auf den Staat Israel vor nichts zurückschrecken. Es gibt immer noch Menschen, die Antizionismus und Antisemitismus predigen und verteidigen. Es gibt immer noch Menschen, die unsere freiheitliche Lebensform mit terroristischer Gewalt treffen und zerstören wollen. Und ihre Instrumente sind gefährlicher und perfider als wohlmöglich jemals zuvor.
Auch wir Europäer – Deutsche, Franzosen, Belgier, Briten, Spanier – haben die Geißel des Terrorismus in den vergangenen Jahren in dramatischem Ausmaß erfahren müssen. Dieser Gefahr müssen wir uns stellen. Aber das ehrliche Bekenntnis zu unserer Geschichte, auch zu den Fehlern von 1972, kann doch nur bedeuten: Es muss unsere Entschlossenheit stärken.
Deswegen, verehrter Staatspräsident Rivlin: Ja, die Gefahren des Terrorismus sind groß, aber unsere Entschlossenheit ist umso größer. Wir sind entschlossen, Demokratie und die Offenheit unserer Gesellschaft, unsere Lebensart zu verteidigen.
Lieber Reuven Rivlin, uns vereint das Bekenntnis zu Freiheit und Menschenwürde. Uns vereinen die Grundprinzipien des Rechts – des Rechtsstaats und der Menschenrechte. Uns vereint der Wunsch einer überwältigend großen Zahl von Menschen in unseren Ländern nach einem Leben ohne Gewalt und ohne den Albtraum eines nicht endenden Hasses.“
Im Anschluss an den offiziellen Gedenkakt kamen Staatspräsident Rivlin und Bundespräsident Steinmeier mit den Hinterbliebenen der Opfer zusammen.
Am späten Nachmittag besuchten der Staats- und der Bundespräsident gemeinsam die Gedenkstätte des Konzentrationslagers in Dachau.
Abends reisten beide gemeinsam nach Berlin weiter, wo Rivlin am Donnerstag mit Bundeskanzlerin Merkel zusammentreffen wird.
(Präsidialamt, 06.09.17)