Pr. Peres zum Iran

Peres: "Sehen das iran.Volk nicht als Feind"

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    Er äußerte sich auch grundsätzlich zu den Herausforderungen der israelischen Politik: die Bedrohung durch den Iran und den Friedensprozess mit den Palästinensern.

    Peres sagte: „Manche Länder versuchen, einen Vorteil aus den Umwälzungen im Mittleren Osten zu schlagen, andere Länder zu überwältigen und ihnen den Weg in eine neue Zeit zu versperren. Sie tun dies, indem sie eine atomare Bedrohung und Terrorzentren aufbauen und Hass predigen.

    Der Iran hat eine Interimsvereinbarung mit den P5+1-Staaten getroffen. Der Erfolg oder Misserfolg des Abkommens wird anhand von Ergebnissen, nicht von Worten beurteilt werden. Was Israel betrifft: Wir sehen das iranische Volk nicht als unseren Feind. Wir teilen keine Grenze. Aber wir teilen eine gemeinsame Geschichte, die zeigt, dass wir in Frieden leben können.

    Es gibt die Möglichkeit, diese Angelegenheit diplomatisch zu lösen. Es liegt in unseren Händen. Widerstrebt dem Terrorismus. Stoppt das Atomprogramm. Stoppt die Entwicklung von Langstreckenraketen. Israel zieht wie der Rest der internationalen Gemeinschaft eine diplomatische Lösung vor. Aber die internationale Gemeinschaft wird keinen atomar bewaffneten Iran hinnehmen.

    Niemand bedroht den Iran und wenn der Iran aufhört, andere zu bedrohen, wird er sich von der Last befreien, die er sich selbst auferlegt hat. Ich hoffe aufrichtig, dass mithilfe dieses Abkommen die Iraner nicht länger als Bedrohung, sondern als friedliebende Nation auftreten werden. Die Zeit wird es weisen. Israel reicht all seinen Nachbarn die Hand zum Frieden. Doch wir haben aus bitterer Erfahrung gelernt, uns vor Tyrannen zu hüten. Die Tyrannei hat keine Zukunftsbotschaft, sondern führt nur in die Dunkelheit statt ins Licht. Das wahre Versprechen des Fortschritts liegt im Einsatz von Wissenschaft und Technologie für eine Gesellschaft, die nach Gerechtigkeit und Frieden strebt.“

    Präsident Peres ging auch auf die Bemühungen im Friedensprozess mit den Palästinensern ein und sagte: „Frieden wird uns und den Palästinensern neue Perspektiven bringen. Jeder von uns ist – unabhängig von Herkunft und Religion – geschaffen im Angesicht Gottes. Wir haben die Chance, bessere Menschen zu werden und keiner wurde geboren, um andere zu beherrschen. Wir haben keine Absicht, Land zu kontrollieren, dass nicht uns gehört. Das haben wir beim Friedensschluss mit den Ägyptern und den Jordaniern bewiesen, denen wir alles Land zurückgaben, das in Folge von Kriegen, die wir nicht begonnen haben, in unsere Hände fiel. Diese Friedensschlüsse überstehen die Stürme in der Region.

    Vor zwanzig Jahren begannen in Oslo die Verhandlungen zwischen uns und den Palästinensern. Wir haben die Palästinenser als Volk anerkannt und ihnen Autonomie zugestanden. Allmählich sollte ein unabhängiger Staat entstehen, der Seite an Seite mit dem Staat Israel besteht. Später haben wir den einseitigen Rückzug aus dem Gazastreifen beschlossen und ihn der palästinensischen Selbstverwaltung überlassen. Unglücklicherweise hat die Hamas die Palästinensische Autonomiebehörde verdrängt und aus dem Gazastreifen eine Abschussrampe gemacht, von der grundlos und sinnlos Raketen auf israelische Zivilisten abgefeuert werden – ein Rückschlag für friedensuchende Menschen auf beiden Seiten.

    So wurde der Friedensprozess unterbrochen und eine Warnung ausgesandt, was bei einer ähnlichen Entwicklung im Westjordanland geschehen könnte. Ich denke, die ganze internationale Gemeinschaft muss die Hamas im Gazastreifen dazu aufrufen, den Terror zu beenden und Frieden zuzulassen.

    Auch wenn der Friedensprozess schwierig und kompliziert ist, sollten wir nicht aufgeben und den Prozess verschieben. Wir sollten verhandeln, bis eine friedliche Lösung erreicht wird. Wir verhandeln, weil wir nicht übereinstimmen. Wir verhandeln, um Dissens in Konsens, Feindschaft in Freundschaft und Konflikt in Wohlwollen zu verwandeln. Obwohl wir noch verhandeln, stimmen wir über die Grundlage der Lösung schon überein: die Zweistaatenlösung. Zwei Staaten für zwei Völker, die in Frieden Seite an Seite leben. Die Eröffnung ist geschafft und über die Lösung besteht Einigkeit. Jetzt müssen wir eine Brücke zwischen beiden Seiten bauen.“     

    (Präsidialamt, 28.11.13)
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     : Praesidialamt
    Präsident Peres vor dem mexikanischen Senat (Foto: Präsidialamt)