In der Rede sagte Peres unter anderem:
„Ich stehe hier vor Ihnen, brennende Erinnerungen im Herzen, große Hoffnungen in der Seele. Ich trage tiefen Schmerz wegen der Vergangenheit in mir. Und schaue vertrauensvoll in die Zukunft. […]
Ich habe meine Erinnerungen, doch ich trage meine Träume in mir. […]
Ich bin hier, um unsere Bewunderung für das veränderte Europa auszudrücken. Europa hat sich selbst nach dem schlimmsten der Weltkriege wieder aufgerichtet. Es hat sich von der Vergangenheit getrennt und ein neues Europa geschaffen. Sie haben das geteilte Europa der vergangenen tausend Jahre in das vereinigte Europa von heute verwandelt. Sie haben Armeelager in Universitätscampus umgewandelt. Europa, das Rassismus kannte, bezeichnet ihn nun als Verbrechen. […]
Präsident Peres und der Präsident des EU-Parlaments, Martin Schulz
(Foto: EC webcast)
Europa hat seine Fehler korrigiert und baut eine bessere Welt. Für uns wird das Europa der Shoah ein Europa, das unsere Wiedergeburt unterstützt.
Die Idee der Wiedergeburt Israels wurde auf europäischem Boden geboren. In den vergangenen tausend Jahren lebten mehr Juden in Europa als auf jedem anderen Kontinent. Doch in den vergangenen hundert Jahren wurden in Europa auch mehr Juden ermordet als in den vorangegangenen zweitausend Jahren. […]
Israel wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges aus der Asche geboren. […]
Israel hat ein Assoziationsabkommen mit Europa und unterhält enge Beziehungen mit der Europäischen Union auf beinahe allen Feldern. Ich bin hier, um Ihnen für Ihre Freundschaft zu danken, die auf gemeinsamen Werten, geographischer Nähe und einer langen Geschichte basiert. Religiös gesehen ist Israel die Wiege der drei großen monotheistischen Religionen. Wissenschaftlich ist es fortschrittlich, auch nach europäischen Standards. […]
Israel ist eine Insel in einem stürmischen Ozean. Wir müssen unsere Insel verteidigen. Und wir sind daran interessiert, das Meer zu beruhigen. Einige Menschen sagen, das wird Generationen dauern. Europa hat bewiesen, dass große Ereignisse in sechs Jahren erreicht werden können. […]
Gemeinsam mit meinem Partner Yitzhak Rabin habe ich die Fundamente für Frieden mit den Palästinensern gelegt. Jetzt müssen wir das fortsetzen. Den Friedensprozess erneuern. Wir müssen weiter mit der Palästinensischen Autonomiebehörde zusammenarbeiten. Ihre Wirtschaft unterstützen. Frieden erreichen. […]
Unsere Hand bleibt allen Ländern im Nahen Osten gegenüber zum Frieden ausgestreckt. […]
Europa war und bleibt ein wichtiger Partner für Frieden und gegen Terror. Nächste Woche werden wir Präsident Obama in Israel als willkommenen und geschätzten Gast begrüßen. Seine Unterstützung für unsere Sicherheit ist außergewöhnlich, und seine Hingabe zum Frieden ist unerschütterlich. Wir sind glücklich darüber, dass die Vereinigten Staaten und Europa jetzt zusammenarbeiten, Frieden unterstützen und Terror bekämpfen.
Die größte Gefahr in der Welt ist im Moment das iranische Regime. […] Niemand bedroht den Iran. Der Iran bedroht andere. Er bedroht die unabhängigen arabischen Länder. Er bedroht die Existenz Israels. Er schmuggelt Waffen in viele Länder, um ihre Stabilität zu erschüttern. […] Die Europäische Union und die Vereinigten Staaten haben ihre Schlüsse gezogen und sich richtig entschlossen, wirtschaftliche Sanktionen zu erlassen. Sie haben klar gemacht, dass, wenn die Iraner darauf nicht eingehen, andere Optionen auf dem Tisch sind. […]
Das historische Sykes-Picot-Abkommen zwischen Frankreich und England hat den modernen Libanon als multikulturelles Land geschaffen, in dem Muslime, Christen und Drusen in Frieden zusammen leben. Heute zerstört die Hisbollahden Libanon, unterstützt vom Iran.
Die Hisbollah ist eine Terrororganisation. Nicht eine politische Bewegung. […] In jüngster Zeit wurden weltweit 20 durchgeführte oder geplante Terroranschläge der Hisbollah verzeichnet, unter anderem in Indien, Thailand, Georgien, Südafrika, den USA, Ägypten und Griechenland. Im vergangenen Monat hat die Regierung Bulgariens, eines EU-Mitglieds, erklärt, sie habe herausgefunden, dass der Terroranschlag in Burgas von der Hisbollah ausgeführt wurde. Fünf israelische Touristen und ein Bulgare hatten dabei ihr Leben verloren. […]
Wir rufen Sie auf: Nennen Sie Terror Terror. […] Die internationale Gemeinschaft muss die Hisbollah als Terrororganisation benennen. […]
Vor 18 Jahren kam ich nach Brüssel, um das Assoziationsabkommen zwischen der Europäischen Union und Israel zu unterzeichnen. Ich bin froh, dass die Realität meine Erwartungen übertroffen hat. Das Assoziationsabkommen ist eine Partnerschaft geworden. Und aus der Partnerschaft ist schon lange eine Freundschaft geworden.
Von diesem stabilen Grund aus schlage ich der Europäischen Union und Israel vor, zum Nutzen der Stabilität und des Wohlstands im Nahen Osten und der Entwicklungsländer insgesamt zu kooperieren.
Israel wird als Start-up-Nation bezeichnet. Ich glaube, dass der gesamte Nahe Osten eine Start-up-Region werden kann. […] Dies kann die beste Hilfe sein, die wir der jungen Generation in der arabischen Welt anbieten können, um den Herausforderungen des neuen Zeitalters zu begegnen. Ich habe einen Plan für ein Gemeinschaftsunternehmen für die Europäische Union zwischen nationalen Regierungen und globalen Konzernen vorgeschlagen, um diesen Herausforderungen entgegenzutreten. […] Erlauben Sie mir, auf Ihre Hilfe zu zählen. Wenn wir die Weisheit Europas und die Erfahrung Israels zusammennehmen, können wir die Herausforderungen von morgen bewältigen. […]
Wenn ich die Zukunft der Freundschaft betrachte, die Israel an die Europäische Union bindet, bin ich erfüllt von Hoffnung und Entschlossenheit. Hand in Hand werden wir ein besseres Morgen für die Generation von morgen bauen.“
(Präsidialamt, 12.03.13)
Eine Aufzeichnung der vollständigen Rede finden Sie
hier.