1. Wird das
Abkommen die Wahrscheinlichkeit verringern, dass Iran eine Atombombe haben
wird?
Im Gegenteil, dieses Abkommen wird Iran zwei Wege zur
Bombe ermöglichen. Der erste Weg ist, dass Iran das Abkommen verletzen kann. Dem
Abkommen unterliegt die Annahme, dass Inspektionen und
Geheimdienstinformationen Iran davon abhalten würden, gegen das Abkommen zu verstoßen.
Beides hat jedoch bereits zuvor in Iran sowie in Nordkorea nicht funktioniert.
Beispielsweise ist es den USA, Großbritannien und Israel über Jahre hinweg nicht
gelungen, die massiven unterirdischen Atomanlagen in Natanz und Ghom zu entdecken.
Der zweite Weg ist, das Abkommen einzuhalten. In einem
Jahrzehnt würden dann automatisch die Restriktionen bezüglich des
Atomprogrammes aufgehoben werden. Dies würde Iran im Rahmen des internationalen
Rechts erlauben, eine unbegrenzte Anzahl
an Zentrifugen zu besitzen, um unbegrenzt Uran anzureichern. Da das Abkommen Iran
bis dahin eine ungehinderte Forschung und die Weiterentwicklung von Zentrifugen
erlaubt, wird Iran anschließend umso schneller Uran anreichern können.
Die Zeit, die man braucht, um genug Uran anzureichern
für eine Atomwaffe, wird zu jenem Zeitpunkt bei nahezu Null liegen, wie sogar
der US-Präsident gesagt hat.
Während es das Abkommen Iran zwar erschwert, in naher
Zukunft eine Bombe zu entwickeln, garantiert es praktisch, dass Iran in etwa einem
Jahrzehnt über ein nukleares Arsenal verfügen wird.
2. Was – mit Ausnahme
von Krieg – sind realistische Alternativen zum Abkommen?
Israel hat wiederholt zwei Alternativen zu diesem
Abkommen angeboten. Erstens hat Israel die Politik von „Abbau gegen Abbau“ unterstützt.
Dies bedeutet, dass die Sanktionen gegen Iran nur gestoppt werden, wenn Iran
sein militärisches Atomprogramm abbaut. Diese Politik basierte auf aufeinanderfolgenden
Resolutionen des UN-Sicherheitsrats und war bis 2013 auch die Linie der USA.
Die Umsetzung dessen hätte mit aller Wahrscheinlichkeit einen nuklearen Iran
verhindert.
Zweitens hat Israel eine wesentliche, wenn nicht
vollständige Reduzierung der nuklearen Infrastruktur Irans vorgeschlagen,
welche mit Restriktionen gegen diese Infrastruktur einhergehen würde. Die
Restriktionen würde man erst aufheben, wenn Iran seine regionalen Aggressionen,
seine Unterstützung des weltweiten Terrorismus und seine Absichten, Israel zu
zerstören, beenden würde.
In einem Jahrzehnt wird Iran eine gewaltige Bedrohung
für den Weltfrieden darstellen und die heutige Befürchtung, dass Iran eine Atommacht
werden wird, reicht schon aus, um ein atomares Wettrennen im Nahen Osten, der
instabilsten Region der Erde, auszulösen.
Außerdem werden die Hunderte Milliarden Dollar, die in
den nächsten zehn Jahren in Irans Geldkassetten fließen, seine Kriegs- und
Terrormaschinerie finanzieren.
All das macht Krieg nicht unwahrscheinlicher. Es macht
Krieg – sogar einen Atomkrieg – eher noch wahrscheinlicher.
3. Wenn das
Abkommen „beispiellose“ Kontrollen zusichert, warum macht sich Israel Sorgen,
Iran könnte die anderen Staaten betrügen?
Während das Abkommen eine durchgehende Überwachung der
deklarierten Atomanlagen beinhaltet, versagt der Inspektionsmechanismus bei den
möglichen Atomwaffenaktivitäten in den undeklarierten Anlagen. Laut Abkommen
werden die Inspektionen Iran 24 Tage, bevor Zugang zu verdächtigen Anlagen gewährt
werden muss, angekündigt – das gibt Iran ausreichend Zeit, Spuren zu
verwischen, denn nicht alle Aktivitäten sind im Nachhinein nachweisbar.
Diese Schwachstelle im Inspektions- und
Nachweisprozess wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Iran, wie auch Nordkorea, eine lange Geschichte der
erfolgreichen Täuschungen der internationalen Gemeinschaft vorweisen kann, und
zwar im Rahmen von Irans Bemühungen, sein Atomwaffenprogramm zu verheimlichen.
Wir sind weit entfernt von den Zusicherungen während der Verhandlungen, dass
Inspektionen „jederzeit“ und „überall“ durchgeführt werden können.
4. Wären die
internationalen Sanktionen ohne dieses Abkommen nicht wertlos gewesen?
Die Sanktionen, die 2012 gegen Iran verabschiedet
wurden, ließen Iran erkennen, dass er keine Wahl außer Verhandlungen hatte. Die
wichtigsten der Sanktionen waren jene, die in den USA mit großer Zustimmung der
beiden Parteien verabschiedet wurden. Als sie vor der Wahl standen, Geschäfte
mit Iran oder den USA (deren Wirtschaft 40 Mal größer als die des Iran ist) zu
machen, taten Staaten und Firmen auf der ganzen Welt das Richtige, sowohl
wirtschaftlich als auch ethisch. Sie würden dies auch weiterhin tun, falls
Sanktionen aufrechterhalten oder verstärkt würden. Das würde maßgeblich dazu
beitragen, Iran zu überzeugen, ein Abkommen anzunehmen, welches sein
militärisches Atomprogramm substantiell einschränken würde.
Durch das Abkommen selbst jedoch droht es unmöglich zu
werden, erneut sinnvolle Sanktionen zu verhängen, falls Iran dem Abkommen
zuwider handeln sollte, da es stattdessen Anreize für schnelle, große und
nachhaltige Investitionen in Iran schafft.
5. Ist
es nicht wahr, dass dieses Abkommen Israel und die Region sicherer macht? Ist
es nicht besser, einen nicht-atomaren Iran mit seinem Terror und seinen Aggressionen
zu konfrontieren?
Dieses Abkommen wird nicht verhindern, dass Iran Atomwaffen
erhält. Es wird ermöglichen, dass Iran zahlreiche Atombomben innerhalb eines
Jahrzehnts erhält, und könnte in der Region ein nukleares Wettrüsten auslösen.
Außerdem wird das Abkommen Iran Hunderte Milliarden Dollar
durch Sanktionserleichterungen, direkte Investitionen und Ölhandel zuspielen.
Diese Konstellation wird sowohl Irans Atomprogramm als auch seinen Terrorismus
und seine Aggressionen fördern, was die regionale wie auch globale Stabilität
gefährdet.
Das Abkommen macht es nicht zur Bedingung, dass Iran
seinen Terror und seine destabilisierenden Aktivitäten im Libanon, in Syrien, im
Jemen, in Libyen oder im Irak beendet, damit die Beschränkungen von Irans
Atomprogramm aufgehoben werden. Insofern verstärkt das Abkommen das Problem des
Terrors des Iran noch zusätzlich.
1.
Was wird Israel nun als nächstes tun, da das Abkommen
von dem UN-Sicherheitsrat und der EU angenommen wurde?
Das Abkommen bedeutet eine große Bedrohung für die
Region und die Welt, aber besonders für Israel. Selbst während der
Verhandlungen fuhr Iran damit fort, zur Zerstörung Israels aufzurufen. Parallel
dazu lieferte Iran Angriffswaffen an seine Handlanger an Israels Grenzen und förderte
den weltweiten Terror gegen israelische und jüdische Ziele.
Israelis aller politischen Richtungen sind vereint in
ihrer Ablehnung dieses gefährlichen Abkommens, das noch schlimmer ist, als überhaupt
kein Abkommen zu haben. Dies ist in Israel keine Frage der Parteipolitik und
das sollte es auch in anderen Staaten nicht sein.
Israel war kein Teilnehmer an den Verhandlungen und
ist auch nicht an das Abkommen gebunden. Israel wird sich stets das Recht
vorbehalten, sich selbst gegen jede Bedrohung zu verteidigen.
(Außenministerium
des Staates Israel, 28. Juli 2015)