Staatspräsident
Isaac Herzog und die First Lady Michal Herzog waren Mittwochabend (13.04.)
Gastgeber eines Iftar-Mahls in der Residenz des Staatspräsidenten zum Ende des
Ramadan-Fastens. Unter den Gästen befanden sich die Leiter mehrerer
diplomatischer Vertretungen in Israel, darunter Ägypten, Jordanien, Bahrain,
die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko, die Türkei und andere; Mitglieder
der Knesset, darunter Mansour Abbas, Mazen Ghneim, Sami Abu Shehadeh und
andere; Qadis, Imame, Bürgermeister und Leiter kommunaler Behörden, arabische
Würdenträger, soziale Aktivisten, Journalisten, Vertreter der IDF und Vertreter
der israelischen Polizei.
Zu Beginn des
Iftar rezitierte Scheich Jamal Obara die traditionelle Verkündigung des Endes
des Ramadan-Fastens.
Staatspräsident
Isaac Herzog:
"Meine lieben
Gäste, muslimische Brüder und Schwestern, von nah und fern, herzlich Willkommen!
Es ist der Monat Ramadan, und wir sind froh, dass er da ist. Willkommen, Monat
Ramadan! Ahlan wasahlan, willkommen, liebe Gäste. Willkommen in eurem Zuhause.
Das Haus des
Staatspräsidenten ist das Haus aller Israelis, und meine Frau Michal und ich
sind sehr glücklich, dass Sie hier sind.
Michal und ich
freuen uns sehr, heute Abend das Ramadan-Fasten zu brechen, neue Freunde zu
finden und alte Freunde wiederzutreffen, wahre Freunde mit Leib und Seele, die
uns seit vielen Jahren begleiten. Es ist nicht das erste Mal, dass ich an einem
traditionellen Iftar in der Residenz des Präsidenten teilnehme, aber es ist
eine große Ehre für mich, Sie heute Abend als Präsident des Staates Israel, als
Präsident des israelischen Volkes, als Präsident der muslimischen, jüdischen,
christlichen, drusischen und tscherkessischen Bürger Israels, als Angehöriger
aller Religionen und aller Gemeinschaften, hier zu empfangen.
Der Monat
Ramadan, der schönste und bewegendste Monat des Hijri-Kalenders, offenbart
einen weiteren Aspekt des schönen Gesichts des islamischen Geistes. Es ist ein
Monat der Demut und Frömmigkeit, der Mäßigung, des Mitgefühls und der
Nächstenliebe, des Glaubens an Gott, der Familie und der Gemeinschaft. Selbst
als Nicht-Muslim fühle ich mich mit dem besonderen Geist dieses Monats, den wir
heute Abend hier begehen, zutiefst identifiziert und verbunden. Das ist die
ganze Geschichte: Begegnung.
Wenn wir die
Mauern der Trennung, der Angst und der Entfremdung niederreißen und einander
von Angesicht zu Angesicht begegnen, entdecken wir plötzlich, dass wir gar
nicht so verschieden sind. Wir lernen, die Kultur, die Werte und die Bräuche
der Angehörigen anderer Religionen zu respektieren. Wir entdecken, dass der
Abstand zwischen uns nur der einer ausgestreckten Hand ist.
Wir müssen mehr
und mehr solcher Begegnungen in der israelischen Gesellschaft schaffen.
Begegnungen zwischen Juden und Arabern, Muslimen, Tscherkessen, Christen und
Drusen, Religiösen und weniger Religiösen. Wir müssen den Arabisch- und
Hebräischunterricht in allen Bereichen des staatlichen Bildungswesens stärken
und israelischen Kindern die Möglichkeit geben, die reiche Kultur der
Angehörigen anderer Religionen kennen zu lernen. Wir müssen mehr und mehr
Botschafter des Islams, des Judentums und des Christentums ausbilden, die die
Unterschiede zwischen unseren Religionen nicht verschleiern, sondern die Werte
der Partnerschaft und der Solidarität verkünden: unsere Fähigkeit, Seite an
Seite im Geiste gegenseitiger Achtung und echter Partnerschaft zusammenzuleben.
Botschafter, die aus allen Teilen der israelischen Gesellschaft kommen und für
den Erhalt unserer sozialen Widerstandsfähigkeit und der greifbaren Sicherheit
unseres Hauses bürgen werden.
Meine Brüder und
Schwestern, schauen Sie bitte nach links und rechts. Wie Sie wissen, sitzen
hier verschiedene und unterschiedliche Seiten der arabischen Gesellschaft, ein
beeindruckendes muslimisches Mosaik. Ich wurde dazu erzogen, den Islam zu
respektieren; ich wurde mit der Tugend der Partnerschaft mit dem Islam erzogen.
Wir alle, die Kinder Abrahams, des ersten Gläubigen an Gott, wir, die wir an
Brüderlichkeit, Partnerschaft und Versöhnung glauben, müssen zusammenstehen,
Schulter an Schulter, und mit Entschlossenheit gegen den Hass kämpfen, gegen
diejenigen, die den Glauben entstellen, gegen diejenigen, die versuchen, uns
dazu zu bringen, gegeneinander zu handeln. Wie der Koran sagt (Sure An-Nisa 4:36):
‚Betet Allah allein an und setzt Ihm nichts zur Seite. Und seid gütig zu den
Eltern, den Verwandten, den Waisen, den Armen, den nahen und fernen Nachbarn,
den engen Freunden, den bedürftigen Reisenden und den Leibeigenen, die ihr
besitzt. Wahrlich, Allah mag nicht, wer hochmütig und prahlerisch ist.‘
Freunde, wenn im
Namen des Islam Mord und Gewalt verübt werden, dürfen wir nicht schweigen. In
den letzten Tagen sind in den sozialen Medien verlogene Berichte über den
Tempelberg und die heiligen Stätten in Umlauf gebracht worden. Ich möchte diese
Gelegenheit nutzen, um zu sagen: Das sind Lügen. Israel hält den Status quo auf
dem Tempelberg aufrecht, und ich habe dies auch in meinen diplomatischen
Gesprächen mit König Abdullah II, den ich kürzlich in Amman getroffen habe, und
anderen führenden Persönlichkeiten deutlich gemacht.
Leider sollten
diese jüngsten Berichte die Flammen anfachen und die Öffentlichkeit absichtlich
in die Irre führen. Ich appelliere an die gesamte Öffentlichkeit: Lassen Sie
uns mit den Provokationen aufhören. Ich vertraue darauf, dass die israelische
Polizei furchtlos und mit Nulltoleranz gegen jeden vorgehen wird, der versucht,
die Ordnung zu stören und das Gesetz und die bestehenden Bräuche auf dem
Tempelberg und an anderen heiligen Stätten in der Stadt zu brechen. Lassen Sie
uns heute Abend das Versprechen abgeben, dafür zu sorgen, dass wir, die
Verantwortlichen und die auf uns blickende Öffentlichkeit, die Gelegenheit zum Dialog
nicht verpassen.
Ich danke Ihnen
vielmals. Ich hoffe, dass dieser gesegnete Monat für Sie alle Gutes mit sich
bringt. Ramadan Kareem und Chag Sameach!"
(Amt des
Staatspräsidenten, 13.04.2022)