Yossi Peled, israelischer Staatsminister im Amt des Ministerpräsidenten, war am Mittwoch und Donnerstag auf Besuch in Berlin.
Anlass für den Besuch Peleds war der 50. Jahrestag des Eichmann-Prozesses. Das Todesurteil, mit dem der Prozess endete, wurde in der Nacht zum 1. Juni 1962 vollstreckt.
Der Staatsminister war zunächst Ehrengast bei der Magbiteröffnung des Keren Hayesod am Mittwochabend.
Am Donnerstag nahm er an einer Gedenkveranstaltung in der Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz teil. In seiner Delegation befanden sich unter anderem Überlebende des Holocaust und Offiziere der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte.
Peled erklärte in seiner Rede, indem er sich an „meine deutschen Freunde“ wandte:
„Der Staat Israel ist aus der Asche der Opfer der Shoah entstanden, und er hat sich vom ersten Tag an geschworen, dass diese Hölle niemals wiederkehren wird.
Glücklicherweise haben Israel und Deutschland ihre Freundschaft über die Jahre gestärkt, und heute ist sie unerschütterlich.
Staatsminister Peled (Foto: Botschaft)
Bei meinem letzten Besuch hier, zum 70. Jahrestag der Wannsee-Konferenz, habe ich auf dieser Bühne gesagt, dass weder 70 noch 700 Jahre dazu führen werden, dass wir diese Ereignisse vergessen werden, und ich habe die jungen Deutschen dazu aufgerufen, sich im Gedenken uns anzuschließen und niemals zu vergessen.
Meiner Ansicht nach sollte die Shoah zu einem menschlichen Dialog werden, vor allem zwischen zwei Völkern. Daher haben wir als Teil des Programms zum 50. Jahrestag des Eichmann-Prozesses und um dafür zu sorgen, dass der Prozess und die Ereignisse der Shoah in Erinnerung bleiben, die Verleihung von neun Stipendien für junge deutsche Wissenschaftler initiiert.“
Botschafter Yakov Hadas-Handelsman wies in seiner Rede darauf hin, dass der Eichmann-Prozess für die Auseinandersetzung mit der Shoah weltweit Bedeutung hatte.
„Für Israel und den Rest der Welt bedeuteten der Eichmann-Prozess 1961 und die Hinrichtung Eichmanns 1962 zweierlei“, so der Botschafter. „Zunächst wurde ein Verbrecher vor Gericht gestellt und erhielt anschließend seine gerechte Strafe. Eichmann wurde in einem rechtsstaatlichen Prozess für seine Verbrechen zur Verantwortung gezogen – dies war ein wichtiges Signal, das von dem jungen Staat Israel ausging.
Doch abgesehen davon erfuhr die Welt aus erster Hand, was damals geschehen war. Täter und Opfer kamen zu Wort. Die Aussagen Eichmanns vor Gericht entlarvten die Akribie, mit der der Massenmord geplant worden war. Die Wannsee-Konferenz und das von Eichmann angefertigte Protokoll spielten im Prozess eine wichtige Rolle.“
Die Zeremonie wurde von Soldaten des Musikcorps musikalisch
begleitet (Foto: Botschaft)
Weitere Reden hielten der Leiter des Hauses der Wannsee-Konferenz, Dr. Norbert Kampe, der Staatsminister im Kanzleramt Eckart von Klaeden, Polizeikommmandant Miki Goldman, der für die Generation der Holocaustüberlebenden sprach und Lieutenant Eileil Semel, die als Vertreterin der sogenannten „Dritten Generation“ von ihrem Verhältnis zu Deutschland erzählte.
Bei einer Veranstaltung am Donnerstagabend in der „Topographie des Terrors“ mit dem Titel "50 Jahre nach Ende des Eichmann-Prozesses" in Berlin hielt Peled eine Begrüßungsansprache.
Der Film- und Diskussionsabend wurde von Prof. Dr. Andreas Nachama, dem Leiter der Stiftung Topographie des Terrors, moderiert. Er beschäftigte sich mit der Erinnerungskultur in Israel und Deutschland. Der Dokumentarfilm „Ich werde für Euch sprechen" wurde mit einer Einführung von Tami Raveh, der Tochter von Gideon Hausner, dem Chefankläger im Prozess, gezeigt.
Anschließend sprachen Dalia Ofer, emeritierte Professorin für Holocaust-Studien am Avraham Harman Institute of Contemporary Jewry der Hebräischen Universität Jerusalem, Wolfgang Benz, emeritierter Professor und ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung sowie Autor und Herausgeber zahlreicher Werke zur Geschichte des Nationalsozialismus und des Antisemitismus und Gabriel Bach, stellvertretender Ankläger am Prozess gegen Adolf Eichmann späterer Generalstaatsanwalt und Richter am israelischen Obersten Gerichtshof.
(Botschaft des Staates Israel, 25.05.12)