Katzav sitzt ein

Katzav sitzt ein

  •   Katzav sitzt ein – ein guter Tag für die Demokratie
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    Von Mati Shemoelof, Israel Hayom, 08.12.11

    Der Haftantritt des ehemaligen Präsidenten Moshe Katzav ist einer der wichtigsten Momente der israelischen Demokratie. Katzav hat mit allen Mitteln versucht, durch Ausnutzung seiner Macht die Verurteilung zu verhindern, doch die Gerechtigkeit hat gesiegt. Die Demokratie in Israel hat den Frauen gezeigt, dass sie ein relevanter Teil von ihr sind. Die Rechte der Frauen werden auch dann geschützt, wenn der höchste öffentliche Repräsentant dafür vor Gericht gestellt werden und am Ende ins Gefängnis gehen muss.
     
    Die Demokratie ist nicht eine Einheit. Sie definiert sich durch die Handlungen der drei Gewalten Exekutive, Legislative und Judikative. Dass es gelungen ist, den ehemaligen Präsidenten vor Gericht zu stellen, ihn zu verurteilen und ins Gefängnis zu bringen, zeigt, dass die Demokratie lebt. Wäre es Katzav gelungen, seine Haftstrafe zu verhindern, hätten wir erfahren, dass es Menschen gibt, die über dem Gesetz stehen. Und, dies ist nicht weniger wichtig: Wir hätten erfahren, dass die Opfer vor dem Gesetz weniger zählen. Katzav hat die besten Anwälte in Israel angeheuert, um seine Haftstrafe zu verhindern, doch die Entscheidung trafen letztendlich die Richter – nicht Prestige oder Geld.
     
    Familienangehörige, Freunde und Bekannte des ehemaligen Präsidenten Katzav können behaupten, das Gericht habe gelogen. Sie können auch sagen, dass eines Tages die Wahrheit ans Licht kommen wird und wenn wir nur lange genug warten, auch wir das verstehen werden. Wir werden diese Menschen nicht verurteilen in ihrem Leid. Doch ebenso wenig werden wir die Position des Obersten Gerichts, der Polizei und der Staatsanwaltschaft anzweifeln.
     
    Die von Israel errichteten Institutionen haben bewiesen, dass sie wandlungsfähig sind, wenn die Umstände es erfordern. Frauen konnten nicht immer offen über die sexuelle Belästigung sprechen, der sie im öffentlichen Raum ausgesetzt waren. Doch heute können sie, mehr als je zuvor, ihre Stimme erheben und vor dem Gesetz ihre Gleichberechtigung einklagen. Das Gesetz gehört nicht den Männern. Es gehört den Werten, die das Volk durch seine Institutionen und Vertreter gesetzlich verankert.
     
    Andere Länder können von den Veränderungen lernen, die Israel in seinem Verhältnis zu Frauen vollzogen hat. Der Zionismus hat zwar das Ethos der Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern im zukünftigen Staat hochgehalten, doch letztendlich gab es Unterschiede auf allen Ebenen und in allen Lebensbereichen. Heute ist der öffentliche Raum neu definiert worden. Es wurde bewiesen, dass Männer nicht ihre Macht dafür ausnutzen dürfen, Frauen zu verletzen und zu missbrauchen.
     
    Der Weg zu echter Gleichberechtigung ist noch weit. Doch es ist nun bewiesen, dass es möglich ist, neue Normen und Werte für das Verhältnis zwischen Männern und Frauen zu schaffen. Es ist möglich, den Charakter des Staates zu stärken, wenn wir dafür kämpfen. Wir dürfen die Demokratie nicht als selbstverständlich hinnehmen, wir müssen aktiv sein, uns einmischen, um Einfluss nehmen zu können. Die Frauen, die gegen Katzav ausgesagt haben, haben gehandelt. Sie haben gezeigt, dass man Aussagen zu Sexualverbrechen ernstnehmen sollte. Wir dürfen die Opfer nicht dem Schweigen überlassen.

    Es ist schwer, Geschichte zu erkennen, wenn sie sich gerade ereignet. Doch jeder spürt, dass es sich hierbei um einen historischen Moment handelt. Und auch wenn er schmerzhaft ist – er ist wichtig.
     
    Lassen Sie sich nicht durch die natürlichen Gefühle angesichts des tiefen Falls eines einst so wichtigen Menschen wie Katzav täuschen. Denken Sie einen Moment an den Staat Israel und dass es ihm gelungen ist, neue Grenzen für die Beziehung zwischen Männern und Frauen zu ziehen. Grenzen, die Moral, Ethik und ein gerechtes und faires Gesetz schützen. In diesen Grenzen können wir eine neue, gerechtere israelische Gesellschaft sehen. Eine Gesellschaft, die Frauen und ihre Aussagen respektiert.

    Der Autor ist Dichter, gesellschaftlicher Aktivist und Publizist. 
     
     
    Die auf der Website veröffentlichten Kommentare geben nicht grundsätzlich den Standpunkt der israelischen Regierung wieder, sondern bieten einen Einblick in die politische Diskussion in Israel.
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     : Haaretz
     
     

     
     

     
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